Sie sind winzig klein, ernähren sich von Blut und übertragen über ihren Saugrüssel schwerste Krankheiten: Zecken. Jährlich infizieren sich hierzulande zwischen 60.000 und mehr als 200.000 Menschen durch ihren Stich mit Borrelien – eine Infektion, die – wird sie früh erkannt – antibiotisch gut behandelt werden kann. Außerdem übertragen die Spinnentiere FSME-Viren, die schlimmstenfalls zum Tod führen können.
Zuletzt überarbeitet Oktober 2021
Ihr Lebensraum sind Waldgebiete mit viel Unterholz. Zu finden sind Zecken außerdem in Gras, Farn und Büschen an Wegrändern. Die kleinen Spinnentiere ernähren sich ausschließlich von Blut. Gefürchtet sind sie, weil sie Viren und Bakterien auf den Menschen übertragen und damit gefährliche Krankheiten auslösen. Zecken sitzen meist auf Pflanzen und lassen sich auf Säugetiere und Menschen fallen. Sie werden erst ab 8 Grad Celsius aktiv und haben damit von Frühjahr bis Herbst Saison. In Deutschland übertragen sie vornehmlich zwei Krankheiten: die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Nach den ersten Funden der tropischen Hyalomma-Zecke und der Braunen Hundezecke in Deutschland bat Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim Anfang 2019 darum, verdächtige Zecken an die Universität zu senden. Mehr als 3.500 Exemplare landeten im Postfach des Zecken-Forschungszentrums. Die Zeckenexpertin gibt vorläufig Entwarnung: Die Erreger der gefürchteten Tropenkrankheiten Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber und Arabisch Hämorrhagisches Fieber fanden die Wissenschaftler bisher in keiner der eingesendeten Hyalomma-Zecken. Allerdings tragen knapp ein Drittel dieser Tropenzecken Rickettsien in sich – den Erreger des sogenannten Zecken-Fleckfieber. In Bezug auf die braune Hundezecke Rhipicephalus stellten die Wissenschaftler fest: Diese Zeckenart kann – anders als einheimische Arten – in Wohnungen und Häusern überleben und sich dort zu einer echten Plage entwickeln. Dann muss der Kammerjäger ran.
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Die Lyme-Borreliose gilt weltweit als die häufigste durch Zeckenstich übertragene Krankheit. Sie wird durch mehrere verwandte Erreger ausgelöst. Je nach Verbreitungsgebiet sind bis zu 40 Prozent der Zecken Borrelien-Träger.
Die Bakterien sitzen vorwiegend in der Darmwand der Zecke. In den menschlichen Blutkreislauf gelangen sie über den Speichel, nachdem die Zecke Blut gesaugt hat. Allerdings passiert das frühestens einige Stunden nach dem Stich.
Wird eine saugende Zecke früh entdeckt und sachgerecht entfernt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Borrelien-Übertragung gering. Hat sich ein Mensch aber infiziert, manifestiert sich die Krankheit an verschiedenen Stellen des Körpers. Hauptsächlich sind Haut, Nervensystem, Gelenke und Herz betroffen.
Die Borreliose verläuft in drei Stadien: In einem ersten Stadium zeigen sich grippeähnliche Symptome. Um die Einstichstelle entsteht oftmals eine ringförmige Hautrötung. Wochen bis Monate später, im zweiten Stadium, kann es zu Hirnhautentzündung, Nerven- und Gelenkschmerzen sowie Lähmungen, zum Teil auch zu Herzerkrankungen, kommen. Gelenkentzündungen, Entzündungen des Gehirns und chronische Hautveränderungen gehören zum dritten Stadium: Diese Spätfolgen treten oft erst nach Jahren auf.
Als Alarmzeichen für eine Borrelieninfektion nach einem Zeckenstich gilt die kreisrunde Rötung um die Einstichstelle. Dann sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Gleiches gilt, wenn sich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einstellen. Nach Entfernen der Zecke sollte die Einstichstelle noch etwa sechs Wochen beobachtet werden.
Die Borreliose kann gut mit Antibiotika behandelt werden, besonders wenn sie im Frühstadium erkannt wird. Eine Schutzimpfung gegen die Lyme-Borreliose gibt es in Europa gegenwärtig noch nicht.
Die Ähnlichkeit mit anderen Krankheiten erschwert die Diagnose. Einen zuverlässigen Nachweis der Infektion bieten spezielle Bluttests. In der Labordiagnostik haben Antikörper- Nachweise gegen Borrelien im Blut oder Liquor, der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, die größte Bedeutung. Dabei werden spezifische, als Antikörper bezeichnete Eiweiße der Gruppen IgG und IgM im Blut nachgewiesen.
Die Infektionserkrankung des Zentralen Nervensystems wird durch FSME-Viren verursacht. Das Virus befindet sich im Speichel der Zecke und wird beim Zeckenstich auf den Menschen übertragen.
Die Infektionsgefahr ist in einigen Regionen Süd- und Ostdeutschlands, aber auch an vielen beliebten Reisezielen groß: vor allem in den Alpenländern, auf dem Balkan und im übrigen Südosteuropa sowie in Südskandinavien.
Die Krankheit äußert sich zunächst wie eine Grippe mit Kopf- und Rückenschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erschöpfung. Nach einer beschwerdefreien Zeit können erneut Fieber, große Müdigkeit, Krampfanfälle und Lähmungen auftreten.
Gefürchtet ist die FSME, weil bei etwa zehn Prozent der Infizierten eine Hirnhaut- oder Gehirnentzündung auftritt. Ein Teil der schwer erkrankten Patienten leidet langfristig an Nervenschäden, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche oder Depressionen, und bei etwa einem Prozent der Infektionen verläuft die Krankheit tödlich.
Gegen die Erreger der FSME schützt eine Impfung, die regelmäßig alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden muss. Labordiagnostische Tests zeigen, ob der Impfschutz noch ausreicht und wann eine Auffrischung nötig ist. Die Tests weisen dafür die gegen den jeweiligen Erreger gebildeten spezifischen Eiweiße, die Antikörper, im Blut nach.
Empfohlen wird die Impfung für alle, die sich häufig in Wäldern der FSME-Regionen aufhalten: Land- und Forstarbeiter, Einheimische und Urlauber, Beeren- und Pilzsammler sowie Jogger, Wanderer und Camper.
Mit labordiagnostischen Methoden lässt sich ein für die Infektion charakteristisches Blutbild feststellen. Der Arzt misst dafür unter anderem die Zahl der weißen Blutkörperchen.
Schon wenige Maßnahmen verringern die Ansteckungsgefahr erheblich: Waldwege benutzen, dicht schließende Kleidung und festes Schuhwerk tragen. Kein absoluter Schutz, aber hilfreich sind auf die Haut aufgetragene Insektenschutzmittel.
Kleidung und Körper sollten nach einem Aufenthalt in Waldgebieten systematisch nach Zecken abgesucht werden, besonders an den bevorzugten Einstichstellen wie Haaransatz, Ohren, Hals-, Arm- und Kniebeugen sowie Hände und Füße.
Eine festsitzende Zecke sollte sofort und vollständig – am besten mit einer Zeckenzange – aus der Haut gezogen werden. Besonders wirkungsvoll ist das gegen die Borreliose-Bakterien, die erst Stunden nach dem Einstich aus der Zecke in die Wunde gelangen. Bei FSME-Viren ist die Wirksamkeit begrenzt, weil diese sehr rasch auf den Menschen übertragen werden.
Einstichstelle beobachten. Bei Veränderungen, etwa einer kreisrunden Rötung, bzw. allgemeinen Krankheitssymptomen wie Fieber, Rücken- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit oder grippeähnlichen Symptomen, sofort den Hausarzt aufsuchen. Eine vorbeugende Impfung empfiehlt sich für Menschen, die in FSME-Endemiegebieten leben oder arbeiten.