Die individuelle Dosis finden Therapie nach Maß

Jeder Mensch ist einzigartig. Keiner gleicht dem anderen – nicht nur äußerlich. Auch in der Medizin muss dem immer wieder besondere Beachtung geschenkt werden. So bauen manche Menschen Medikamente in ihrem Körper schneller, andere langsamer ab. Daher muss auch die Behandlung mit bestimmten Arzneimitteln individuell an den einzelnen Patienten angepasst werden.

Zuletzt überarbeitet Juni 2020

Die richtige Balance finden

Dies gilt sowohl für die Auswahl des richtigen Präparats als auch für dessen Dosierung. Sie muss einerseits hoch genug sein, um die Wirksamkeit zu garantieren, andererseits darf sie nicht zu Überdosierung oder unerwünschten Nebenwirkungen führen.

Einfluss auf die Wirksamkeit

Faktoren wie die Regelmäßigkeit der Medikamenteneinnahme, das Alter, andere Erkrankungen und zusätzliche Medikamente beeinflussen die Wirksamkeit eines Arzneimittels im Körper. Neben körperlicher Konstitution und Umweltfaktoren spielen individuelle genetische Unterschiede eine bedeutende Rolle.

Genetische Unterschiede und Medikamentenwirksamkeit

Durch die Bestimmung dieser genetischen Variation lässt sich das Ansprechverhalten des Patienten auf bestimmte Arzneimittel und somit deren Wirksamkeit und Verträglichkeit vorhersagen. Der Wissenschaftszweig, der sich mit diesen Zusammenhängen beschäftigt, wird als Pharmakogenetik bezeichnet.

Medikamente wirksamer machen

Bereits heute spielen pharmakogenetische Fragestellungen bei der Arzneimittelentwicklung und bei klinischen Studien eine wichtige Rolle, um die Sicherheit und Effizienz von Medikamenten zu erhöhen.

In Zukunft mit genetischem Profil

In der Arztpraxis oder im Krankenhaus der Zukunft dürfte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass der behandelnde Arzt bei seiner medikamentösen Therapieentscheidung auch das genetische Profil des Patienten berücksichtigt.

Verantwortlich mit Medikamenten umgehen

Für den verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten gilt: Das richtige Medikament in der richtigen Dosierung!

Individuelle Werte für individuelle Dosis

Will man diesem Anspruch gerecht werden, bedarf es einer individuellen Feinabstimmung der wirksamen Dosis. Um diese optimale individuelle Dosis zu ermitteln, werden objektive Messwerte benötigt, die zeigen, welche Medikamentenmenge die individuell richtige ist.

Wirksamkeit feststellen

Nimmt ein Patient beispielsweise Tabletten gegen zu hohen Blutdruck, erhält man diese Messwerte recht einfach: Mit Hilfe des Blutdruckmessgeräts wird der Effekt der Tabletten leicht sicht- und messbar. 

Erfahrung musste reichen

Diese Möglichkeit gab es für die meisten anderen Medikamente lange Zeit nicht. In der Regel wurde die Menge eines Medikaments, die verabreicht werden muss, durch Erfahrung ermittelt.

Therapie nach Maß – Fragen und Antworten

In Zukunft kann das Erstellen genetischer Profile hilfreich sein: Die für den einzelnen Patienten notwendige Dosierung könnte dann bereits vor der Therapie individuell bestimmt werden, sodass die Gefahr von Überdosierung oder unerwünschten Nebenwirkungen minimiert ist. 

Für eine Reihe von Medikamenten stehen bereits diagnostische Verfahren (Genotypisierung) zur Verfügung, um individuelle genetische Unterschiede bei Patienten frühzeitig bestimmen zu können. Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Behandlung optimal auf den einzelnen Patienten abzustimmen und dadurch die Arzneimittelsicherheit zu erhöhen.

In herkömmlichen Verfahren wird nach der Einnahme des Medikaments die Wirkstoffkonzentration im Blut des Patienten bestimmt (Drug Monitoring). Der Arzt beurteilt die gemessenen Werte, errechnet die individuell wirksame Menge der verabreichten Substanz und passt die Dosis entsprechend an. 

Dadurch kann sichergestellt werden, dass der Arzneistoff in optimaler, ausgewogener Konzentration im Körper vorhanden ist – ein Beitrag zur sicheren und effektiven Therapie. Die Bestimmung der Blutkonzentration von Medikamenten erfolgt mit Hilfe verschiedener Labortests.

  • Herzmedikamente (Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche)
  • Theophyllin (Asthma)
  • Schmerzmittel/Rheumamittel
  • Antibiotika (bakterielle Infektionen)
  • Antiepileptika (Krampfanfälle)
  • Antimykotika (Pilzinfektionen)
  • Immunsuppressiva (nach Organtransplantationen)
  • Psychopharmaka (seelische Erkrankungen)
  • Zytostatika (Tumorerkrankungen)

  • bei eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion, da dann eine normale Ausscheidung einer Arznei nicht mehr gewährleistet ist und sich der Wirkstoff im Körper konzentriert
  • wenn der Spielraum zwischen Über- und Unterdosierung gering ist
  • bei unklaren Beschwerden des Patienten, die Ausdruck einer Überdosierung sein können
  • wenn die Dosis verändert wurde
  • bei Diarrhö oder anderen Absorptionsstörungen
  • wenn andere Medikamente hinzukommen, die in Wechselwirkung treten können
  • wenn das Medikament in der Langzeittherapie angewendet wird
  • wenn Zweifel an der regelmäßigen Einnahme bestehen

  • Regelmäßigkeit der Einnahme
  • Aufnahme durch den Darm
  • Abbau und Ausscheidung durch die Leber und die Nieren
  • andere Erkrankungen
  • zusätzliche Medikamente
  • genetische Varianzen

Überdosierung – Gefahr minimieren

Durch moderne labordiagnostische Untersuchungen kann der Erfolg der Arzneimitteltherapie überwacht werden. Dies trägt dazu bei, die Belastung des Patienten mit Medikamenten so gering wie möglich zu halten.