Jeder Lebensabschnitt birgt gesundheitliche Risiken. Früh erkannt, lassen sich viele Krankheiten heilen, lindern oder zumindest ihr Voranschreiten bremsen. Eine Behandlung ist dann erfolgversprechender. Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs etwa haben im Frühstadium eine fast hundertprozentige Heilungschance.
Zuletzt überarbeitet Oktober 2021
Schon durch einen einfachen Blut-, Urin- oder Stuhltest kann der Arzt Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeit vieler Organe ziehen. Deutliche Abweichungen von den Normalwerten deuten auf eine Störung hin, der nachgegangen werden sollte, bevor überhaupt Krankheitssymptome oder sogar dramatische Ereignisse wie ein Herzinfarkt auftreten.
Auch wenn keine Beschwerden bestehen, lohnen sich regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Deshalb werden viele von ihnen von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) finanziert. Darüber hinaus gibt es weitere im Einzelfall sinnvolle Untersuchungen, die jedoch vom Patienten selbst bezahlt werden müssen. Sie sind meist günstiger, als viele denken. Doch ganz gleich, ob selbst finanziert oder kostenfrei – die Vorsorgeuntersuchungen werden viel zu selten in Anspruch genommen.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über mögliche Vorsorge und Früherkennungsuntersuchungen! Vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Arzt, wenn Ihnen noch eine Untersuchung fehlt. Denn durch verantwortungsbewusstes Handeln, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Früherkennungsuntersuchungen kann jeder viel für seine Gesundheit tun.
Die nachfolgende Zusammenstellung enthält die Vorsorgeuntersuchungen, die alle gesetzlichen Krankenkassen zahlen. Darüber hinaus können einzelne Krankenkassen zusätzliche Leistungen und Screening-Programme anbieten. Fragen Sie im Zweifelsfall vor der Untersuchung bei Ihrem behandelnden Arzt und/oder Ihrer Krankenkasse nach, auch nach den Kosten.
Als Vorsorgeuntersuchung gilt eine Untersuchung, wenn keine einschlägigen Beschwerden bestehen. Sie wird immer dann von der GKV bezahlt, wenn sie in deren Vorsorgeprogramm enthalten ist.
Anders liegt der Fall, wenn der Patient bereits Beschwerden oder der behandelnde Arzt Anhaltspunkte für eine Erkrankung hat, deren Abklärung er für notwendig hält. In diesem Fall gehört die Untersuchung zur Behandlung und die für die Vorsorgeuntersuchungen vorgesehenen Altersgrenzen und Zeitintervalle müssen nicht eingehalten werden. Die Krankenkassen zahlen dann in der Regel auch spezielle Untersuchungen, etwa den PSA-Test zur Erkennung von Prostatakrebs, die in den üblichen Vorsorgeplänen fehlen.
(ohne Vorsorge für Schwangere und Kinder)
Check-up
allgemeine körperliche Untersuchung, Risiko- und Familienanamnese, bei medizinischer Notwendigkeit Bluttests (Cholesterin, Triglyzeride, Blutzucker)
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: einmalig zwischen 18 und 35 Jahren
Impfungen
Tetanus-Diphtherie (nach Grundimmunisierung im Kindesalter). Von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen: Bei der nächsten fälligen Tetanus-Diphtherie-Auffrischung sollten sich Erwachsene einmalig auch gegen Keuchhusten (Pertussis) impfen lassen, dies mit einem entsprechenden Kombinationsimpfstoff. Außerdem sollten sich Erwachsene gegen Kinderlähmung (Poliomyelitis) eine Nachholimpfung verabreichen lassen, falls erforderlich.
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: alle 10 Jahre
Genitaluntersuchung und Krebsabstrich und zytologische Untersuchung (Pap-Abstrich)
Wer: Frauen
Zeitintervall: jährlich bis 34 Jahre
Ab Anfang 2020 startet das Screening auf Hochrisiko-HP-Viren (HPV-Screening) für Frauen. Mehr dazu lesen Sie hier:
Abstrich-Untersuchung
Wer: Frauen
Zeitintervall: jährlich
Genitaluntersuchung, Abtasten der Brust und Achselhöhlen zur Brustkrebsvorsorge. Anleitung zur regelmäßigen Selbstuntersuchung der Brust.
Wer: Frauen
Zeitintervall: jährlich
Überprüfung der Blut- und Urinwerte zur Früherkennung von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes,
Test auf Hepatitis B und Hepatitis C (einmalig)
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: alle drei Jahre (Ausnahme: Hepatitis-Screening nur einmalig)
Anamnese und Untersuchung der Haut
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: alle zwei Jahre
Kombinationsuntersuchung, bestehend aus einem HPV-Test (Test auf humane Papillomaviren) und einem Pap-Abstrich
Wer: Frauen
Zeitintervall: alle drei Jahre
Tastuntersuchung der Prostata und der äußeren Genitale
Wer: Männer
Zeitintervall: jährlich
Test auf verborgenes Blut im Stuhl (iFOBT)
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: jährlich bis 54 Jahre
zur Früherkennung von Brustkrebs
Wer: Frauen
Zeitintervall: alle zwei Jahre bis einschließlich 69 Jahre
Test auf verborgenes Blut im Stuhl (iFOBT), sofern bislang keine Darmspiegelung in Anspruch genommen wurde
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: alle zwei Jahre
für Frauen alternativ: Darmspiegelung
Zeitintervall: einmalige Wiederholung nach zehn Jahren
Standardimpfung gegen Influenza, von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: jährlich
Standardimpfung gegen bakterielle Lungenentzündung, von der STIKO empfohlen
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: einmalig
Früherkennungs-Darmspiegelung, sofern bislang keine Früherkennung-Darmspiegelung in Anspruch genommen wurde
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: einmalig
Standardimpfung gegen Herpes Zoster, von der STIKO empfohlen
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: jährlich
Aufklärung und Ultraschall
Wer: Frauen und Männer
Zeitintervall: einmalig
Über die Leistungen aus dem Katalog der GKV hinaus empfehlen ärztliche Fachgesellschaft weitere Vorsorgeuntersuchungen. Diese Selbstzahlerleistungen können sinnvoll sein, wenn für bestimmte Krankheiten wie zum Beispiel Prostatakrebs erbliche Vorbelastungen vorliegen. Frauen können mit speziellen Tests ihr Osteoporose-Risiko ermitteln lassen und dann frühzeitig gegensteuern. Übrigens: Selbstzahlerleistungen müssen nicht unbedingt teuer sein. Beraten Sie sich dazu mit Ihrem Arzt.
Die aufgeführten Tests sind nur Beispiele. Zu weiteren im Einzelfall sinnvollen Laboruntersuchungen, die sich aus der familiären Vorgeschichte oder aus der persönlichen Krankengeschichte ergeben, fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Bei erblich bedingtem Risiko ab dem 45. Lebensjahr: Zusätzlich zur Tastuntersuchung, die die GKV zahlt, kann heute die Bestimmung des sogenannten Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut Hinweise auf eine mögliche Krebserkrankung geben.
Durch die PSA-Wert-Bestimmung werden fast 90 Prozent aller Prostatakarzinome entdeckt, deutlich mehr als bei der Tastuntersuchung. Sind die Werte erhöht, muss weiter untersucht werden, ob die Ursache ein Krebsgeschwür ist oder einen harmloseren Grund hat.
Sinnvoll ist es, einmal im Jahr den PSA-Wert bestimmen zu lassen und die Veränderung zu beobachten.
Ab 45 Jahre: Als Hauptursache für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Thrombosen gilt die Arteriosklerose. Das in der Leber gebildete C-reaktive Protein (CRP) zeigt ein Arteriosklerose-Risiko an.
Zwar kann auch eine Entzündung den Anstieg von CRP verursachen, doch ist ein hoher Wert – dann ergänzt durch weitere Untersuchungen wie beispielsweise von Homocystein, BNP und Troponin – ein wertvoller Fingerzeig, um durch eine Behandlung oder eine Veränderung der Essgewohnheiten und des Lebensstils schwerwiegende Erkrankungen zu verhindern.
Ist das Ergebnis ohne Befund, sollte der Test spätestens nach fünf Jahren wiederholt werden.
Ab 50 Jahre – Osteoporosegefährdung (vor allem Frauen): Von Osteoporose betroffen sind in erster Linie Frauen nach den Wechseljahren. Wenn das Risiko rechtzeitig erkannt wird, kann dem „Witwenbuckel“ und den im hohen Alter so gefährlichen Knochenbrüchen vorgebeugt werden. Besonders ein Oberschenkelhalsbruch kann zur Invalidität oder sogar zum Tod führen.
Zur Diagnose wird heute überwiegend eine Röntgen-Untersuchung eingesetzt: die Knochendichte-Messung. Sie ist jedoch erst dann besonders aussagekräftig, wenn der Knochenabbau bereits fortgeschritten ist, nicht jedoch zu Beginn der Erkrankung. Durch eine Blutprobe lassen sich mehrere Anzeichen für einen erhöhten Knochenabbau bestimmen. Gemäß den Leitlinien des Dachverbandes Osteologie e.V. (DVO) wird, neben dem Basislabor, die Testung auf 25-OH Vitamin D, Testosteron (bei Männern) sowie jeweils die Bestimmung eines Knochenaufbau- und Knochenabbaumarkers empfohlen. Hierfür stehen verschiedene Parameter zur Verfügung. Die Ergebnisse des Erstchecks entscheiden über die empfohlenen Untersuchungsintervalle.
Jährlich bei wechselnden Partnern: Ein Labortest schafft Gewissheit, ob man sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit angesteckt hat, die behandelt werden muss. Der Arzt kann eine Behandlung einleiten. Diagnose und Therapie schützen auch den Partner bzw. die Partnerin.
Das gilt insbesondere für das HI-Virus, das die Immunschwächekrankheit AIDS auslöst, aber auch für eine Reihe anderer Erreger. Diese können zwar besser behandelt werden. Dennoch stellen zum Beispiel Chlamydien zumindest während einer Schwangerschaft für das Kind eine Gefahr dar.
ausgelöst durch das HI-Virus
bakterielle Erkrankung, die zu Unfruchtbarkeit der Frau führen kann
(auch Soor) Hefepilzerkrankung im Genitalbereich
bakterielle Erkrankung, die früh erkannt, gut mit Penicillin behandelbar ist
(Tripper oder Samenflusskrankheit) bakterielle Infektion der Genitalien, die zu Sterilität führen kann
Bakterium, das Harnröhren-Entzündungen verursacht
Thromboseneigung: Fast jeder zehnte Bundesbürger hat eine angeborene Thromboseneigung. Kommen zu dieser Disposition noch erworbene Risiken hinzu, etwa Rauchen, Übergewicht, Schwangerschaft oder eine Hormonbehandlung, vervielfacht sich das Risiko, einen Gefäßverschluss zu erleiden.
Durch einen Bluttest auf APC-Resistenz, der am meisten verbreiteten Unterform der Thrombophilie, lassen sich das Risiko erkennen und vorbeugende Maßnahmen einleiten.
Einmal im Leben (bei familiärer Vorgeschichte mit Anfang 30): Bei dieser vererbbaren Stoffwechselstörung lagert sich überschüssiges Eisen im Laufe der Jahre in den Organen ab. Dies kann zu schweren Spätschäden führen, die eine Dialyse bzw. eine Nieren- oder Lebertransplantation notwendig machen. Früh erkannt, kann die Erkrankung allein durch gelegentlichen Aderlass, am besten durch eine Blutspende, gut therapiert werden.