Risiken erkennen und vorbeugen Thrombose und Thrombophilie

Thrombose – wohl die meisten Menschen denken dabei an Stützstrümpfe und ältere Menschen. Doch ob jemand an einer Thrombose erkrankt, hängt von Menge oder Funktion gerinnungshemmender Stoffe und familiärer Disposition ab.

Zuletzt überarbeitet Juni 2020

Test zeigt familiär bedingte Thromboseneigung

Jedes Jahr erkranken in Deutschland ein bis zwei pro 1.000 Personen neu an einer Thrombose. Das müsste nicht sein. Gefäßverschlüsse lassen sich vermeiden: durch gesundheitsbewusstes Verhalten. Prävention ist vor allem für jene Menschen wichtig, die unter einem angeborenen Thromboserisiko leiden. Das sind immerhin fast zehn Prozent der Bevölkerung. Wenn die Betroffenen zusätzlichen Risikofaktoren ausgesetzt sind, wird es für diese Menschen bedenklich.

Wer in der Familie Anhaltspunkte findet, die für eine Thrombosegefährdung sprechen, sollte das Risiko vom Arzt abklären lassen. Eine Veranlagung bedeutet natürlich noch lange nicht, dass die Erkrankung auch eintreten muss. Die Diagnose ist aber ein Hinweis, die Vorbeugung besonders ernst zu nehmen.

Zwei Faktoren

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Thrombose zu erkranken, wird von zwei Faktoren bestimmt: der Thrombophilie, der vererbbaren Neigung zu Thrombosen (angeborener Risikofaktor), und speziellen Risikosituationen (sogenannte erworbene Risikofaktoren).

Die erworbenen Risikofaktoren im Überblick

  • Schwangerschaft und Wochenbett
  • Operation (besonders bei großen orthopädischen Eingriffen)
  • Bewegungsmangel im Krankenbett
  • Bewegungsmangel während einer Reise (Flug, aber auch Auto, Bus usw.)
  • Entwässerungskur oder zu wenig Flüssigkeitsaufnahme
  • Alter über 60 Jahre
  • Größere Krampfadern oder chronische Venenschwäche
  • Rauchen (bei Schwangerschaft 40-fach erhöhtes Risiko)
  • Übergewicht
  • Einnahme der Antibabypille
  • Hormoneinnahme in den Wechseljahren
  • Herzschwäche
  • Akute Infektionen (z. B. Lungenentzündung, Endocarditis)
  • Chronisch entzündliche Erkrankung wie Rheuma
  • Tumorerkrankung
  • Knochenbrüche, Gipsverband
  • Thrombosen in der eigenen Krankengeschichte

Tests bestimmen Thrombose-Risiko

Die Ursachen für eine Thrombophilie sind verschieden. Mögliche Ursachen sind etwa ein Mangel an geringungshemmenden Stoffen oder deren mangelnde Funktion:

  • AT-Mangel oder AT-Dysfunktion (AT = Antithrombin)
  • Protein-C-Mangel
  • Protein-S-Mangel

Die häufigste Form der Thrombophilie wird durch eine Variante des Gerinnungsfaktors V ausgelöst. 30 Prozent aller venösen Thromboembolien sind darauf zurückzuführen. Bei dieser sogenannten APC-Resistenz ist ein Gerinnungs-Gen defekt. Rund sechs Prozent der Gesamtbevölkerung sind davon betroffen. Ihr Thromboserisiko ist bei zusätzlichen Risikofaktoren deutlich erhöht. Mit einem speziellen Bluttest kann die APC-Resistenz schnell nachgewiesen werden.

Für die anderen Varianten der Thrombophilie sind weitere Bluttests nötig. Neben dem Mangel an gerinnungshemmenden Stoffen kann aber auch ein Mangel an Gerinnsel abbauenden Enzymen eine Thrombose verursachen. Wer seine Thrombophilie-Neigung kennt, kann vorbeugen.

Wie entsteht eine Thrombose?

Thrombosen entstehen durch Blutgerinnsel, die die Adern immer weiter zusetzen. Löst sich der Pfropf in den Arterien, drohen Schlaganfall und Herzinfarkt. Löst er sich in den Venen, droht eine Lungenembolie.

Um den Körper mit Nährstoffen zu versorgen, muss das Blut frei fließen. Bei Verletzungen allerdings ist eine schnelle Blutgerinnung lebenswichtig, sonst würde der Mensch verbluten. Geregelt wird die Gerinnung durch ein komplexes Zusammenspiel von gerinnungsfördernden und -hemmenden Mechanismen. Fehlen Gerinnungsförderer, sprechen Ärzte von Hämophilie oder Bluterkrankheit. Verschiebt sich das Gleichgewicht zugunsten der Gerinnungsbildung, können sich Blutgerinnsel bilden.

In einer Arterie etwa verursachen Blutgerinnsel Schlaganfall und Herzinfarkt. Gerinnsel in Venen – zumeist in den Beinen – führen zur Venenthrombose. Diese kann auch eine lebensbedrohliche Lungenembolie auslösen, wenn sich der Blutpfropf löst und durch den Körper wandert. Eine Thrombose ist daher immer eine Notfallsituation.

Anzeichen einer Thrombose

Im akuten Fall sind Schmerzen, Spannungs- oder Druckgefühl, starke Schwellungen und Hautrötungen an den Beinen typische Zeichen. Zu den Anzeichen einer Lungenembolie gehören außerdem plötzlich auftretende Atemnot und Schmerzen im Brustkorb. Es sollte unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Tipps zur Vorbeugung

Ist das Thromboserisiko bekannt, können Gefäßverschlüsse meist vermieden werden. Wer eine entsprechende Disposition hat, sollte etwa bei Langstreckenflügen einen Gangplatz bevorzugen, öfter aufstehen und herumlaufen, die Wadenmuskulatur anspannen und Kompressionsstrümpfe tragen.

Bewegung am Schreibtisch

Zwei Übungen zur Aktivierung des Blutflusses:

  • Im Sitzen Füße leicht anheben. Fersen nach außen drücken, wieder zusammenbringen. Fußspitzen nach außen drücken, wieder zusammenbringen. Abwechselnd zehn Mal wiederholen. Übungen alle ein bis zwei Stunden wiederholen.
  • Aufstehen. Fersen abwechselnd heben und senken. Zehn Mal wiederholen. Übungen alle ein bis zwei Stunden wiederholen.

Medikamente können helfen

Außerdem können Menschen mit Thrombose-Disposition in voraussehbaren Risikosituationen auch zu Medikamenten greifen: So ist in Absprache mit dem Arzt eine kurzfristige ambulante Selbsttherapie durch Spritzen von sogenannten niedermolekularen Heparinen möglich. Nach einer Anleitung sind die Fertigspritzen relativ leicht zu handhaben.

Risikofaktoren reduzieren

Ob mit oder ohne Thrombose-Disposition, generell gilt: Auf Rauchen und langes Sitzen verzichten, Übergewicht reduzieren. Bei langen Reisen auf ausreichend Bewegungs- und Trink-Pausen achten. Tee aus Buchweizenkraut etwa fördert die Durchblutung; Mineralwasser oder Saftschorlen alkoholischen Getränken vorziehen.

Weiterhin empfehlenswert:

  • Pausen zum Spazierengehen nutzen
  • Beine hochlegen und beim Sitzen nicht die ganze Zeit übereinanderschlagen
  • pralle Sonne meiden
  • einschnürende Gummizüge, etwa bei Kniestrümpfen, vermeiden

Thrombophilie und Schwangerschaft

Schwangere haben generell ein erhöhtes Thrombose-Risiko. Rauchen die werdenden Mütter, erhöht sich das Risiko um das 40-fache. Für thrombosegefährdete Frauen gilt deshalb: Nicht rauchen, die Schwangerschaft bewusst planen und frühzeitig mit dem Arzt reden. Denn gerade während der Schwangerschaft erhöhen Gerinnungsstörungen das Thromboserisiko zusätzlich und können Fehlgeburten auslösen. Umgekehrt sind wiederholte Fehlgeburten ein Anlass, um labordiagnostisch abklären zu lassen, ob eine angeborene Thrombophilie besteht.

Ärztlich begleiten lassen

Thrombophilie-Patientinnen lassen ihre Schwangerschaft am besten von Anfang an ärztlich begleiten. Erblich belastete Schwangere ohne vorangegangene Embolien und Fehlgeburten können sich in der Regel auf das Tragen von Kompressionsstrümpfen beschränken. Eine medikamentöse Therapie ist für sie lediglich bei zusätzlichen Risiken, etwa Liegen wegen vorzeitiger Wehen, notwendig. Schwangeren mit schwerer erblicher Belastung, mehreren angeborenen Faktoren sowie Thrombosen und Fehlgeburten wird der Arzt eher zu einer Dauerprophylaxe mit Heparinen raten.