Molekulardiagnostik entdeckt Virus-Mutationen
Die hochansteckende Poliomyelitis, abgekürzt Polio, betrifft vor allem Kinder unter fünf Jahren. Auch Menschen, deren Impfschutz nicht ausreicht, können erkranken. Die Erreger befallen das Rückenmark und können im schlimmsten Fall zu dauerhaften Lähmungen führen. Dank weltweiter Impfkampagnen konnte die Erkrankung stark zurückgedrängt werden. In Deutschland registrierten die Behörden den letzten Fall im Jahr 1992. Seitdem konnten bei regelmäßigen Überprüfungen keine Polio-Viren entdeckt werden. Molekulardiagnostische Analysen ergaben: Bei den nun nachgewiesenen Erregern handelt es sich um abgeschwächten Viren aus der Schluckimpfung. Sie haben sich genetisch so verändert, dass sie andere Menschen infizieren und eine symptomatische Erkrankung hervorrufen können (Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren, vaccine-derived poliovirus, VDPV). Die Schluckimpfung wird in Deutschland seit 1998 nicht mehr verwendet. Stattdessen wird der Impfstoff in den Oberschenkel (Säuglinge) oder Oberarmmuskel gespritzt. Umfassende Informationen stellt das Robert Koch-Institut bereit.
Richtig gegen Polio impfen
Fachleute gehen trotz der Virenfunde von einem geringen Ansteckungsrisiko aus, da hierzulande die meisten Menschen über einen guten Impfschutz verfügen und zudem gute Hygienebedingungen herrschen. Infektionen lassen sich jedoch nicht ausschließen. Darum raten die Expert*innen unter anderem dazu, den eigenen Impfstatus sowie den von Kindern zu prüfen und ggf. zu ergänzen. Die Grundimmunisierung erfolgt in der Regel bereits im Säuglingsalter und umfasst drei Impfungen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten. Im Alter zwischen 9 und 16 Jahren ist eine Auffrischimpfung fällig. Wer die Grundimmunisierung erst im Erwachsenenalter erhalten hat, sollte den Impfschutz in einem Mindestabstand von 10 Jahren nach der letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung auffrischen lassen.