Harnwegsinfektionen und Antibiotika: auf dem Weg zu weniger Resistenzen

Auch bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen verordnen Ärzt*innen immer wieder Antibiotika gegen die Bakterien. Das begünstigt die Entwicklung von Resistenzen. Wissenschaftler*innen der Universität Würzburg haben nun in einem Modellprojekt neue Wege erprobt, um die Zahl der Verschreibungen zu senken.

Auf einer weißen Tischplatte liegen bunte Medikamentenkapseln eng beieinander.
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Aufklärung reduziert Antibiotika-Verschreibungen

Harnwegsinfekte gehören zu den häufigsten bakteriellen Infekten in der ambulanten Versorgung. Anders als in der Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten empfohlen, verschreiben niedergelassene Mediziner*innen in bis zu 50 Prozent der Fälle Antibiotika der sogenannten „zweiten Wahl“. Sie sind eigentlich für seltene, schwerwiegende Infektionen vorgesehen oder sollen erst zum Einsatz kommen, wenn Komplikationen auftreten oder die regulären Antibiotika nicht anschlagen (sogenannte Reserve-Antibiotika). Werden diese zu häufig verordnet, steigt jedoch die Rate resistenter Bakterien gegen solche Reserve-Antibiotika. Sie stehen dann nur noch eingeschränkt für die Behandlung schwieriger Erkrankungen zur Verfügung. Durch Unterstützungsangebote wie Informationen zur Resistenzlage und Aufklärungsmaterial für Patient*innen sank nicht nur die Zahl der Zweitlinienverordnungen. Auch insgesamt verzichteten Patient*innen und Ärzt*innen bei unkomplizierten Erkrankungen häufiger auf eine Behandlung mit Antibiotika.

Wenn es sein muss: Antibiogramm

Eine Harnwegsinfektion lässt sich unkompliziert mit Urintests nachweisen. Nicht immer sind Medikamente nötig: Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen bei etwa 30 bis 50 von 100 Frauen auch ohne Antibiotika innerhalb einer Woche ab. Anders sieht es bei komplizierten Infektionen der Harnwege aus. Ein Antibiogramm hilft dabei, wirklich das wirksamste Antibiotikum zu verordnen. Dazu züchten Labormediziner*innen die Bakterien in einer Petrischale an und überprüfen dabei, welche Wirkstoffe das Wachstum hemmen können.

Quelle:

Gemeinsamer Bundes-Ausschuss

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