Harnwegsinfektionen: Männer häufiger mit Sepsis

Harnwegsinfektionen sind nicht nur eine Erkrankung von Frauen. Immerhin 40 Prozent aller Männer erkranken daran. Deutlich häufiger tritt bei ihnen eine Urosepsis auf – dann breitet sich die bakterielle Infektion der Harnwege über die Blutbahn im ganzen Körper aus. Auch bei der Behandlung spielen geschlechtsspezifische Unterschiede eine Rolle, so Expert*innen auf dem Onlinekongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)

Risikofaktor Alter

Grundsätzlich schützt die Anatomie Männer besser von Harnwegsinfektionen: Ihre Harnröhre ist länger, sodass eindringende Bakterien nicht so rasch aufsteigen können. Im Alter steigt das Risiko einer Harnwegsinfektion: Ab 60 Jahren erkranken Männer häufiger daran. Häufig liegt dies an einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie). Durch die schlechtere und zunehmend unvollständige Entleerung der Harnblase bildet sich Restharn, Bakterien werden schlechter aus dem Harntrakt ausgewaschen.

Häufiger Komplikationen, längere Therapie

Dass sich bei Männern häufiger eine Urosepsis entwickelt, liegt vor allem an pathologischen Unterschieden. Bei 80 Prozent der Betroffenen entsteht die Sepsis durch einen Harnstau in den ableitenden Harnwegen. Prostatavergrößerungen begünstigen die Stauung ebenso wie Nierensteie. Letztere treten bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Verläuft eine Harnwegsinfektion unkompliziert, muss jedoch mit Antibiotika behandelt werden, braucht die Genesung bei Männer länger als bei Frauen: Während Patientinnen die Antibiotika im Schnitt nach fünf Tagen absetzen können, sollten Patienten sieben Tage lang mit den Medikamenten behandelt werden.

Quelle:

Der kleine, große Unterschied: Wie Ärzte Harnwegsinfekte bei Frauen und Männern unterschiedlich behandeln sollten - Medscape - 29. Apr 2021.

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