Vorsorgen mit Labortests

Schon heute erstellen Ärzte 64 Prozent aller Diagnosen mit Hilfe von Untersuchungen aus dem Labor. Die Untersuchung von Blut, Urin oder Gewebe im Reagenzglas hilft dabei, Gesundheitsrisiken zu verringern, Krankheiten früh zu erkennen, genaue Diagnosen zu stellen und gezielt zu behandeln.

Gesundheit von Anfang an

Wie fast jeder Mensch in Deutschland haben vermutlich auch Sie schon einmal von einer Laboruntersuchung profitiert. Vielleicht war das sogar schon vor Ihrer Geburt – bei einer Schwangerschafts-Untersuchung Ihrer Mutter. Oder kurz danach bei der Neugeborenen-Untersuchung. Solche Tests geben Eltern die Möglichkeit, ihrem Kind frühzeitig mit bestimmten Behandlungen oder Diäten zu helfen.

Beispiel: Stoffwechselscreening bei Neugeborenen

Fünf Tage nach der Geburt nehmen die Ärzte aus der Ferse des Kindes Blut ab. Im Labor wird es auf verschiedene Stoffwechselerkrankungen und Hormonstörungen untersucht. Dabei können Ärzte beispielsweise die Eiweiß-Stoffwechsel-Erkrankung Phenylketonurie frühzeitig feststellen. Bei dieser angeborenen Stoffwechselkrankheit reichert sich ein bestimmter Eiweißanteil im Körper des Neugeborenen an. Darunter leidet vor allem die Entwicklung des Gehirns. Durch eine streng eiweißarme Ernährung ihres Kindes können Eltern die Krankheit lindern.

Klarheit schaffen

Auch für das weitere Leben gilt: Je eher Sie Gesundheitsrisiken oder Krankheiten entdecken, desto erfolgreicher können Sie mit Ihrem Arzt nach Wegen suchen, gesund zu bleiben bzw. wieder gesund zu werden. Um eventuelle Risiken zu erkennen, benötigt Ihr Arzt in der Regel nur etwas Blut, Urin oder eine Gewebeprobe, die dann im Labor untersucht wird. In manchen Fällen lassen sich dadurch größere, als unangenehm empfundene Untersuchungen wie etwa die Darmspiegelung vermeiden.

Beispiel: Darmkrebsvorsorge

Keine andere Krebserkrankung können Sie durch Früherkennung so gut vermeiden wie Darmkrebs. Die Darmspiegelung gilt als zuverlässigste Vorsorgeuntersuchung – auch deshalb, weil der Arzt entdeckte Krebsvorstufen gleich entfernen kann. Viele Menschen scheuen aber vor dieser Untersuchung zurück. Ein chemischer, immunologischer oder enzymatischer Stuhltests sowie ein Bluttest auf Darmkrebs-Biomarker ermöglichen eine aussagekräftige Alternative für eine erste Diagnose. Wenn sich aus diesen Tests jedoch ein Verdacht ergibt, so sollten Sie nicht zögern, eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen!

Gezielt behandeln

Labortests ermöglichen es Ihrem Arzt, die für Sie sinnvollste Behandlung zu finden. So wirkt zum Beispiel kein Medikament bei allen Menschen gleich. Vielleicht vertragen Sie ein wichtiges Medikament nicht? Eventuell liegt es daran, dass die Dosierung nicht stimmt. Dann kann der Arzt ggf. durch gezielte Blutuntersuchungen im Labor die für Sie passende Dosierung feststellen. Labortests zeigen auch, ob eine Therapie den gewünschten Erfolg bringt (Verlaufskontrolle). Nach Transplantationen zum Beispiel überprüfen Ärzte mit Untersuchungen im Labor, ob die Medikamente gegen das Abstoßen des neuen Organs richtig wirken.

Beispiel: Brustkrebs

Das Medikament Trastuzumab wirkt sehr effektiv gegen Brustkrebs – allerdings nur bei Patientinnen, deren Tumor verstärkt einen bestimmten Wachstumsrezeptor produziert, das HER2-Protein. Bei allen anderen Patientinnen bleibt das Arzneimittel ohne Wirkung – produziert aber unter Umständen heftige Nebenwirkungen. Bevor die Therapie beginnt, kann der Arzt per Labortest klären, ob Trastuzumab der Patientin hilft – und während der Therapie anhand des HER2-Werts kontrollieren, wie gut die Behandlung anschlägt.

Labortests und GKV-Finanzierung

Viele Vorsorgeuntersuchungen werden von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) finanziert. Andere müssen Patienten selbst bezahlen. Diese werden als individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) bezeichnet. Sie können aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein, zum Beispiel wenn für bestimmte Krankheiten erbliche Vorbelastungen vorliegen. Frauen können mit speziellen Tests ihr Osteoporose-Risiko ermitteln lassen und dann frühzeitig gegensteuern. Männer mit Fällen von Prostatakrebs in der Familie erfahren auf diesem Weg, welches Risiko sie tragen. Ob bei familiären Vorbelastungen erweiterte GKV-Leistungen in Frage kommen, weiß Ihr Arzt.

Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob IGeL für Ihre Gesundheit von Nutzen sein können. Er muss Sie ausführlich beraten und Sie über die voraussichtlichen Kosten einer Behandlung in Textform (Brief, Fax oder E-Mail) informieren. Dies gilt für alle Behandlungen, die nicht oder nicht vollständig von gesetzlichen Krankenkassen oder privaten Krankenversicherungen übernommen werden.