Hepatitis E: 99 Prozent der Infektionen bleiben unbemerkt

Häufiger als gedacht, selten erkannt: Expert*innen gehen davon aus, dass hierzulande jährlich 100.000 Infektionen mit dem Hepatitis E-Virus auftreten (HEV). Allerdings verlaufen sie häufig beschwerdefrei und heilen von selbst aus. 99 Prozent der Fälle bleiben daher unentdeckt. Problematisch wird das für Menschen, deren Immunsystem dauerhaft unterdrückt werden muss: Bei ihnen kann die Infektion chronisch werden und innerhalb weniger Jahre zu Leberzirrhosen mit lebensgefährlichen Komplikationen führen. Bei Menschen mit Leber-Vorerkrankungen besteht zudem in 20 bis 25 Prozent der Fälle ein höheres Risiko dafür, dass die akute Infektion besonders heftig verläuft.

Eine von 200 Infektionen mit Symptomen

Studien legen nahe, dass nur etwa eine von 200 HEV-Infektionen zu Beschwerden führt. Zwischen Ansteckung und Symptomen liegen etwa zwei bis neun Wochen. Gelb verfärbte Haut und Schleimhäute, dunkler Urin und farbloser Stuhl können ebenso auftreten wie Fieber, Beschwerden im Oberbauch, Müdigkeit und Appetitverlust. Mitunter zeigt sich die Infektion auch durch Nervenschäden wie einer voranschreitenden Muskellähmung. Nach etwa zwei Wochen lassen sich Antikörper im Blut nachweisen.

85 Prozent der Betroffenen stecken sich in Deutschland an

Insgesamt gibt es vier unterschiedliche Genotypen des Hepatitis E-Virus. Die Genotypen 1 und 2 herrschen in asiatischen und afrikanischen Ländern vor. Hierzulande treten vor allem der Genotyp 3 und 4 auf. Sie werden hauptsächlich durch verunreinigte Schweinefleischprodukte übertragen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts steckt sich die Mehrheit der registrierten Erkrankten nicht auf Reisen, sondern hierzulande an (85 Prozent). Männer trifft die Leberentzündung mit 58 Prozent der Fälle häufiger als Frauen. Mediziner*innen empfehlen Tests auf HEV bei Patient*innen mit erhöhten Leberwerten sowie bei Menschen, die unter unklaren neurologischen Beschwerden leiden. Der Grund: In seltenen Fällen führen die Erreger zu Erkrankungen des Nervensystems.

Weitere Informationen zu diesen Themen