Gesucht: neue Diagnose und Therapiemöglichkeiten
Die gegenwärtig vorhandenen Methoden, Strukturen und Leitlinien werden den Bedürfnissen dieser Patientengruppe allerdings nur ungenügend gerecht, kritisieren die Wissenschaftler. Denn: Medizinische Therapien orientieren sich derzeit an der evidenzbasierten Medizin. Ärzte oder Therapeuten sollen sich auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und aus Ergebnissen klinischer Studien für ein Medikament entscheiden. Diese Studien orientieren sich aber vor allem an Durchschnittspatienten – alte und sehr alte Menschen schließen sie zumeist aus. Daher berücksichtigen sie nicht, dass die Krankheitsbilder alter Patienten Besonderheiten aufweisen und alte Menschen ihren Alltag mit der Krankheit oft anders bewältigen müssen als der Durchschnittspatient. Dazu kommt: Die Medikamente werden nur für eine Krankheit getestet.
Alternde Gesellschaft – junge Medizin
Moderne labordiagnostische Verfahren aus der Pharmakogenetik gewinnen daher an Bedeutung: Bevor der Arzt ein Medikament verschreibt, bestimmen Mediziner in Labortests die individuellen genetischen Voraussetzungen der Patienten. So lässt sich besser abschätzen, ob das Medikament dem Patienten hilft und wie gut er die Wirkstoffe verträgt. Nach Angaben des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa) werden bereits über 30 Medikamente in Deutschland in dieser Form eingesetzt. Dabei handelt es sich meistens um Medikamente gegen Krebserkrankungen. Aber auch Mittel gegen Viruskrankheiten und einige andere Krankheiten gehören dazu. Der vfa setzt sich dafür ein, dass zukünftig noch mehr Medikamente auf diesem Wege für die Patienten ausgewählt werden können. Besonders wichtig ist dieser Ansatz, da aufgrund des demografischen Wandels die Zahl älterer Menschen weiter zunimmt. So geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass der Anteil der über 65-Jährigen bis 2060 um mehr als das Doppelte steigt.
Quelle:
Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften
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