Gonorrhö: Meningokokken-Impfstoff kann Risikogruppen schützen

Immer mehr Menschen stecken sich mit Gonorrhö (Tripper) an. Gleichzeitig steigt die Zahl der Resistenzen gegen Antibiotika, die zur Behandlung und Prophylaxe der sexuell übertragbaren Infektion (STI) zur Verfügung stehen. In Studien beobachteten Wissenschaftler*innen nun, dass die Impfung gegen Meningokokken-B auch die Zahl der Infektionen mit Gonorrhö reduzieren kann.

 

Deutlich mehr Gonorrhö-Fälle in Europa

Erhebungen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zeigen, dass die Zahl der gemeldeten Gonorrhö-Fälle im Jahr 2022 um 48 Prozent auf 70.881 gemeldete Fälle anstieg. Davon ist auch Deutschland betroffen. Wegen der hohen Krankheitslast der und der besorgniserregenden Resistenzsituation sehen Fachmediziner*innen eine wirksame Impfung als wichtiges Instrument zum Schutz vor einer Infektion an. Verschiedene Beobachtungsstudien weisen nun auf eine sogenannte Kreuzprotektion eines Meningokokken-B-Impfstoffs gegen Gonorrhö hin.

Verwandte Erreger, gleicher Impfschutz?

Meningokokken können eine gefährliche Hirnhautentzündung hervorrufen. Eine Impfung schützt nachweislich vor einer Meningokokken-Infektion. Meningokokken sind mit den Gonokokken, den Erregern der Gonorrhö, verwandt – was womöglich eine Schutzwirkung auch gegen diese sexuell übertragbare Infektion bedeuten könnte. Forschende in den USA verglichen daher Daten von 167.706 Proband*innen im Alter von 16- bis 23 Jahren und untersuchten das Verhältnis von Gonokokken- und Chlamydien-Infektionen und dem jeweiligen Menigkokokken-Impfstatus zum Infektionszeitpunkt.

Bis zu 40 Prozent weniger Gonorrhö-Infektionen

Es zeigte sich, dass in den ersten sechs Monaten nach der letzten Impfung bei unvollständig Geimpften 26 Prozent weniger Gonokokken-Infektionen auftraten. In der Gruppe der vollständig Geimpften betrug die Reduktion sogar 40 Prozent gegenüber der ungeimpften Gruppe. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Auswahl des Impfstoffs eine zentrale Rolle für den Schutz vor Gonorrhoe spielt: Schutz bot der 4CMen-B-Impfstoff.

Fachleute für 4CMenB-Impfung bei Risikogruppen

Die DSTIG spricht sich dafür aus, Personen mit entsprechendem Bedarf – also Menschen mit einem sehr aktiven Sexualleben, mit kondomlosen Sexualkontakten und wechselnden Partner*innen – eine Impfung mit dem 4CMenB-Impfstoff als zusätzliche Präventionsmaßnahme anzubieten. Ob eine breit angelegte Impfung medizinisch sinnvoll ist, muss weiter beforscht werden.

 

Quelle:

Deutsches Ärzteblatt online

 

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