Fernreisende schleppen multiresistente Keime häufiger ein als vermutet

Nach Angaben von Wissenschaftlern der Universität Leipzig bringen fast ein Drittel der Fernreisenden ESBL-bildender Bakterien mit nach Hause. Besonders betroffen: Reisende aus Indien und Südostasien. Ein systematisches Aufnahmescreening bei Patienten, die innerhalb der letzten sechs Monate in diesen Ländern unterwegs waren, könnte unbemerkten Übertragungen in Krankenhäusern vorbeugen, so die Forscher.

Magen-Darm-Erkrankung auf Reisen erhöht Risiko

ESBL-bildende Erreger sind besonders resistent gegen Antibiotoka. Insgesamt untersuchten die Mediziner über zwölf Monate hinweg 225 Reisende. Sie waren in Regionen unterwegs, in denen multiresistente Erreger vermehrt vorkommen (Indien, Südostasien sowie verschiedene Länder in Afrika und Mittel- bzw. Südamerika). Fast jeder Dritte (über 30 Prozent) war bei seiner Rückkehr von ESBL-bildenden Bakterien besiedelt. Von seiner Reise nach Südostasien brachte sogar fast jeder Zweite die multiresistenten Erreger nach Deutschland; Reisende nach Indien waren mit 70 Prozent am häufigsten von der Besiedlung betroffen. Auch Hinweise auf mögliche Übertragungswege fanden die Forscher: Wer unterwegs an einer Gastroenteritis erkrankte, hatte offenbar ein erhöhtes Übertragungsrisiko.

 

Infektionsrisiko für Immungeschwächte

Zwar erkrankte keiner der Studienteilnehmer aufgrund der Bakterienbesiedlung. Allerdings erhöht sich das Infektionsrisiko für immungeschwächte Mitmenschen. Problematisch: Multiresistente Keime treten in deutschen Krankenhäusern ohnehin zunehmend auf. Nach Angaben der Autoren des aktuellen GERMAP-Antibiotikareports liegt zum Beispiel die Rate der ESBL-bildenden E.coli-Bakterien im stationären Bereich bereits bei 17 Prozent. Ärzte sollten Patienten, die nach einer Fernreise ins Krankenhaus müssen, mit Laboruntersuchungen von Nasen- und Rachenabstrichen auf multiresistente Keime untersuchen.

 

Quelle:

Ärztezeitung online

 

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