Latente Tuberkulose: Fragen und Antworten

Dem aktuellen WHO-Report zufolge erkranken und sterben weltweit weniger Menschen an Tuberkulose (TB). Dennoch gehört die Infektion weltweit zu den häufigsten zehn Todesursachen. Hierzulande gilt: Zwar erkranken nur etwa fünf Prozent der Betroffenen nach einer Infektion mit Tuberkelbakterien. Doch es gilt, die Patienten zu identifizieren und vorsorglich zu behandeln. Sie tragen ein erhöhtes Risiko dafür, dass die Krankheit ausbricht und sie dann andere Menschen anstecken.

Wann spricht man von latenter TB?

Bei Betroffenen liegt zwar eine Infektion mit dem Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis vor. Vom Immunsystem aktivierte Entzündungs- und Abwehrzellen bilden jedoch einen Wall um die Erreger und kapseln sie gegen den Rest des umliegenden Gewebes ab. Im Zentrum einer solchen Abkapselung befinden sich neben abgetöteten Tuberkulosebakterien auch ruhende Erreger, die die Fresszellen nicht erfolgreich bekämpfen konnten. Betroffene Personen sind nicht krank und auch nicht ansteckend. Doch wenn das Immunsystem aus irgendwelchen Gründen schwächelt, werden die Erreger reaktiviert. Dann kann sich eine ansteckende offene Tuberkulose entwickeln.

Wann auf TB testen?

Experten raten zu einem Test auf Tuberkulose nur bei den Patienten, die ein erhöhtes Risiko haben, Tuberkulose zu entwickeln und die man bei einem positiven Ergebnis auch behandelt. Der Diagnostik muss also immer eine Risikoeinschätzung vorausgehen. Ziel der Testung ist es, durch gezielte vorbeugende Therapie zu verhindern, dass die ruhenden Tuberkulosebakterien wieder aktiv werden. So lässt sich letztlich eine manifeste Tuberkulose abwenden.

Womit testen?

Für die Testung stehen zwei immunologische Tests zur Verfügung: der Interferon-gamma-Test (IGRA) und der Tuberkulin-Hauttest (THT). Bei Kindern unter 5 Jahren wird der THT empfohlen, bei Kindern zwischen 5 und 14 Jahren können beide Tests verwendet werden. Bei Jugendlichen ab 15 Jahren und Erwachsenen sollte bevorzugt IGRA eingesetzt werden. Vor einem Test muss mittels Röntgenbild der Lunge ausgeschlossen sein, dass die Krankheit doch schon ausgebrochen ist.

Wer sollte getestet werden?

Eine strenge Indikation, also eine Soll-Empfehlungfür die Testung und eine etwaige Behandlung mit Medikamenten (Chemoprävention) besteht bei:

  • Personen mit engem Kontakt zu einem Menschen, der an Tuberkulose erkrankt ist (Bestätigung der Erkrankung durch Bakterienkultur oder molekularbiologische Tests),
  • Patienten, die mit bestimmten Medikamenten (TNF-alpha-Inhibitoren) gegen entzündliche Erkrankungen (Rheuma, entzündliche Darmerkrankungen, Schuppenflechte) behandelt werden sollen oder bereits behandelt werden,
  • Patienten mit einer HIV-Infektion.

Quellen:

Ärztezeitung

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

WHO Global tuberculosis report 2019

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