Labortests für maßgeschneiderte Therapie aus dem Darm

Im menschlichen Darm leben etwa 40.000 Bakterienarten. Sie sorgen auf vielfältige Weise für eine gesunde Darmflora und regulieren Verdauungs- und Stoffwechselprozesse. Seit einigen Jahren erforschen Mediziner, wie Stuhltransplantationen Menschen mit schweren Darmerkrankungen helfen können. Eine neue Studie zeigt nun: Spender und Empfänger müssen zusammenpassen, damit die Therapie wirklich anschlägt. Labortests klären, wie sich die Besiedlung des Darms mit Bakterien (Mikrobiom) individuell zusammensetzt.

Hand verpflanzt Samenkörner

Darm-Mikrobiom im Labor ermitteln

Um herauszufinden, welche Bakterien genau den Darm eines Menschen besiedeln, können Labormediziner entweder Bakterienkulturen züchten oder genetische Merkmale aus einer Stuhlprobe bestimmen. Mit genetischen Verfahren lässt sich ein Großteil der Darmbakterien nachweisen und ihre Menge bestimmen. Die Genanalysen sind allerdings teuer. Mittels Bakterienkultur finden Ärzte im Labor immerhin noch 30 bis 40 Prozent der Bakterien. Dazu bringen sie Stuhlproben auf spezielle Nährböden auf. Nach ein bis zwei Tagen zeigt sich dann, wie das Mikrobiom sich zusammensetzt. Eine Stuhlanalyse ermöglicht Rückschlüsse auf die Verdauungsleistung, den Zustand der Darmschleimhaut oder die Immuntätigkeit der Darmschleimhaut (Mukosa-Immunsystem).

Darmflora muss passen

Ist das Darm-Mikrobiom eines Patienten sehr aus dem Gleichgewicht geraten, hilft mitunter eine Stuhltransplantation. Dabei entnehmen Mediziner Mikroben aus dem Stuhl eines gesunden Spenders und überführen sie in den Darm des Kranken. Dies funktioniert schon gut bei Infektionen mit dem Erreger Clostridium difficile, der lebensbedrohliche Fälle von Durchfallerkrankungen hervorrufen kann. Damit die Therapie auch bei anderen Krankheiten erfolgreich wirkt, müssen Mediziner zukünftig genauer analysieren, welche Stämme bestimmter Bakterienarten im Darm für Unruhe sorgen. Wenn der Patient diesen Stamm bereits in sich trug, so die Wissenschaftler, war es für die Mikrobenstämme des Spenders wesentlich einfacher, sich im Darm des Patienten anzusiedeln. Durch individuell passende Stuhltransplantationen hoffen die Forscher, zukünftig auch noch andere Krankheiten besser bekämpfen zu können.

 

Quelle:

EMBL Heidelberg

 

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