Sepsis: neue Diagnosekriterien definiert, innovative Laborverfahren gefordert

Drei statt vier – eine internationale Mediziner-Task-Force hat neue Parameter für die Diagnose einer Sepsis formuliert. Zukünftig sollen drei einfache Kriterien eine schnelle und präzisere Verdachtsdiagnose auch außerhalb von Intensivstationen und im ambulanten Bereich ermöglichen. Für die unbedingt erforderliche mikrobiologische Abklärung der Erreger fordern die Experten bessere Laborverfahren.

Teströhrchen mit Blut im Labor.

Sepsis-Diagnose mit Blutdruck, Atem, Bewusstsein

Eine Analyse der Daten von zwei Millionen Patienten ergab, dass der Vorhersagewert der SIRS-Kriterien nicht ausreicht, um gefährdete Patienten sicher zu identifizieren. Nach Angaben des deutschen Sepsis-Experten Prof. Dr. Frank Martin Brunkhorst weisen oft schon Menschen mit einem einfachen Atemwegsinfekt Symptome wie Fieber und Tachykardie auf. Bei bis zu 15 Prozent der Sepsis-Patienten kommt es jedoch zu keiner der bisher kodifizierten Beschwerden. Im Journal of the American Medical Association (JAMA) empfehlen die Autoren, zukünftig einen systolischen Blutdruck von maximal 100 mmHg, eine Atemfrequenz von mindestens 22/Min und eine akute Bewusstseinsstörung als Indikatoren für eine Sepsis zu nutzen. Diese Werte erwiesen sich in der Auswertung der Patientendaten als ausreichend prädikativ.

 

Neue Labortests für die Sepsis-Diagnostik

Bei einer Sepsis müssen Ärzte schnell klären, welcher Erreger die lebensbedrohliche Infektion auslöst. Am zuverlässigsten gelingt das mit Blutkulturen. Sie gelten international als Goldstandard. Experten wie Brunkhorst kritisieren jedoch, dass die Kulturen auch aus Kostengründen viel zu selten angelegt werden. Aktuelle Richtlinien fordern zwischen 100 und 200 Blutkultursets je 1.000 Patiententage in Krankenhäusern. Laut Statistiken des European Center for Disease Prevention and Control liegt die Quote in deutschen Krankenhäusern mit rund 16 Sets je 1.000 Patiententage deutlich darunter. International suchen Mediziner nach zuverlässigen Biomarkern, um Entzündungsprozesse frühzeitig zu erkennen. Der derzeit am besten untersuchte Sepsis-Marker ist das Procalcitonin (PCT). Allerdings kann der Wert auch ohne Infektion erhöht sein. Darum fordern Experten, für die Zukunft intelligentere Laborverfahren zu entwickeln.

 

Quellen:

Medscape (kostenlose Anmeldung erforderlich)

The Journal of the American Medical Association (JAMA)

 

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