Nierenkranke vor Fernreisen gründlich untersuchen

In Deutschland leben etwa 77.000 Menschen mit einem chronischen Funktionsverlust ihrer Nieren. Ferne Länder locken sie aber ebenso wie nierengesunde Menschen. Bevor die Betroffenen auf große Fahrt gehen, sollten behandelnde Ärzte sie umfassend beraten und gegebenenfalls den Gesundheitsstatus mit Labortests überprüfen.

Schon Patienten mit leicht eingeschränkter Nierenfunktion müssen ihre Gesundheit aktiv im Auge behalten. Besonders wichtig: regelmäßig die Menge und Farbe des Urins beobachten sowie den Blutdruck kontrollieren. Dunkler Urin und steigender Blutdruck weisen darauf hin, dass sich die Nierenfunktion verschlechtert. Reisende mit Niereninsuffizienz müssen zudem ausreichend Flüssigkeit aufnehmen. Zwei bis zweieinhalb Liter pro Tag sind optimal.

 

Hb-Wert bestimmen

Für Nierenpatienten mit Anämie eignen sich nicht alle Urlaubsgebiete und Freizeitaktivitäten. Durchs Hochgebirge zu wandern überlastet sie ebenso wie Reisen in Länder, in denen hämorrhagische Fieber wie Chikungunya, Dengue oder Gelbfieber vorkommen. Afrika, Indien, Südostasien, Süd- und Mittelamerika sowie die Karibik fallen als Urlaubsziele daher aus. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich auch, vor dem Flug den Hb-Wert zu bestimmen. Liegt er unter 9 g/dl, sollten Arzt und Patient eine Transfusion vor der Reise besprechen.

 

Gerinnungsfaktoren prüfen

Je mehr die Filterfunktion der Nieren eingeschränkt ist, desto stärker beeinträchtigen die im Blut angesammelten harnpflichtigen Substanzen die Gerinnungsfähigkeit. Die Betroffenen müssen damit rechnen, auch bei leichteren Verletzungen schwere Blutverluste zu erleiden. Bei Patienten mit nephrotischem Syndrom dagegen steigt durch den Eiweißverlust die Gerinnungsneigung deutlich an. Hier kann eine Antikoagulation sinnvoll sein. Bei der Entscheidung helfen die aktuellen Gerinnungswerte.

 

Kreatinin-Werte kennen

Von Reisen in Malaria-Gebiete muss der Arzt in bestimmten Fällen ebenfalls abraten. So zum Beispiel, wenn die Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min liegt. Dann dürfen die Patienten einen Großteil der Antimalaria-Mittel nicht mehr einnehmen. Gerade bei Patienten, deren Kreatinin-Clearance vor der Reise an der Grenze lag, kann ein Labortest mit aktuellen Daten die Entscheidung für oder gegen ein Reiseziel erleichtern. Anhand der Werte kann der behandelnde Arzt zudem entscheiden, ob der Patient nicht doch Medikamente gegen Malaria in reduzierter Dosierung einnehmen kann.

 

Quelle:

Medical Tribune, 16.05.2014

 

Mehr lesen:

IPF-Faltblatt „Nierenerkrankungen“

VDGH-Labortipp „Nierencheck“

 

 

 

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