Nierenerkrankungen: GFR richtig einschätzen

Nationale und internationale Fachgesellschaften empfehlen, die Nierenfunktion mittels Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) zu bestimmen. Formelalgorithmen helfen dabei, die Werte richtig einzuschätzen. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass diese für bestimmte Patientengruppen nur eingeschränkt einsetzbar sind. In Zweifelsfällen erhöht der Cystatin C-Wert die prognostische Aussagekraft. Mit Labortipps für Ärzte.

 

Frau hält sich Modell einer Niere an den Rücken.

eGFR-Formeln bei älteren Patienten

Bei über 70-jährigen Patienten ist die Abschätzung der GFR besonders umstritten.

Abnehmende Muskelmasse und weniger Muskelaktivität verzerren nicht nur Messungen des Serum-Kreatinis. Diverse Studien kommen zu dem Ergebnis, dass auch die unterschiedlichen eGFR-Formeln mitunter den Gesundheitszustand der Nieren nicht angemessen abbilden können. Wissenschaftler aus Island verglichen verschiedene CKD-EPI-Formeln mit CKD-BIS-Formeln und speziell für ältere Patienten entwickelte Algorithmen. Dabei zeigte sich: Die besten Ergebnisse lieferte eine CKD-EPI-Formel, die sowohl Kreatinin- als auch Cystatin C-Werte berücksichtigt.

CKD-EPI-Formel für eGFR bei übergewichtigen Patienten

Die GFR bei Übergewichtigen korrekt abzuschätzen, stellt ein weiteres Problem im Praxisalltag dar. Der Grund: Die für die Kreatinin-Generierung relevante Muskelmasse steigt nicht linear mit dem Körpergewicht. Mediziner um Sandrine Lemoine von der Universität Lyon befassten sich speziell mit der Frage, ob die mittels Inulin-Clearance bei 209 übergewichtigen Personen gemessene GFR auf die tatsächliche oder die „ideale“ Körperoberfläche bezogen werden sollte. Dabei legten sie entsprechende standardisierte Formeln zugrunde. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die mit den CKD-EPI-Formeln berechnete eGFR sehr gut übereinstimmte mit der gemessenen GFR, die auf eine ideale Körperoberfläche bezogen wurde.

 

Quelle:

Deutsches Ärzteblatt

 

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