Neue S3-Leitlinien Alkohlsucht

Wie viel Alkohol muss der Organismus verarbeiten? Sind Patient*innen wirklich nüchtern? – Solche Fragen spielen eine wichtige Rolle, etwa bei Lebertransplantationen, der langfristigen Therapiekontrolle einer HIV-Infektion oder wenn aufgrund eines medizinischen Notfalls kurzfristig eine Operation erforderlich ist. Die Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. (DG-Sucht) sowie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) haben die Leitlinie "Screening, Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen" aktualisiert.

 

Schattenriss eines Alkoholikers, der aus der Flasche trinkt
Bild: oleshkonti - Fotolia

Notfallmedizin und Abstinenzkontrolle

Ethanol und Metabolite stuft die neue S3-Leitlinie als aussagekräftige Biomarker für aktuellen Alkoholkonsum ein. Am einfachsten lässt dieser sich durch Ethylalkohol in Atemluft, Blut oder Urin nachweisen. Hierfür steht jedoch nur ein Zeitfenster von einigen Stunden zur Verfügung. Ethanolmetabolite wie Ethylglukuronid (EtG) und Ethylsulfat (EtS) im Serum und Urin erlauben es, noch einige Tage später nachzuweisen, dass Alkohol konsumiert wurde. Diese Tests ermöglichen es Narkoseärzt*innen, bei einer Notfall-Operation das Risiko von Wechselwirkungen eines im Körper vorhandenen Suchtstoffes mit lebenswichtigen Medikamenten besser abschätzen. Studien zeigen zudem, dass regelmäßige Abstinenzkontrollen bei Menschen mit einer Suchterkrankung, die eine Lebertransplantation bekommen sollen, die Compliance der Betroffenen und damit die Erfolgsaussichten der Transplantation steigern kann.

Rehabilitation und Therapiemonitoring

Für die Kontrolle des chronischen Alkoholkonsums eignet sich unter anderem Phosphatidylethanol (PEth) im Blut. Es reichert sich bei andauerndem riskantem Trinkverhalten im Blut an. Der Wert erlaubt es, einen täglich hohen Alkoholkonsum von einer geringeren Alkoholaufnahme eindeutig zu unterscheiden. Studien zeigen, dass der Marker ein wichtiges Hilfsmittel ist, um eine fehlerhafte Selbstwahrnehmung des Trinkverhaltens von Patient*innen im Alkoholentzug und in der Rehabilitation mit objektiven Werten zu korrigieren und Rückfälle zu entdecken. Zudem konnte in einer Reihe von Studien ab 2012 die Bedeutung und Nützlichkeit von PEth im Monitoring und der Therapie von HIV-positiven Patient*innen gezeigt werden.

 

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