Klare Handlungsanleitung für Ärzte
Ärzte sollten auf jeden Fall bei Reiserückkehrern aus den westafrikanischen Staaten Guinea, Sierra Leone und Liberia mit entsprechenden Symptomen eine Ebola-Infektion in Betracht ziehen. Welche Schritte dabei in welcher Reihenfolge erforderlich sind, stellen die Mediziner des RKI in einem Flussschema dar. Demnach liegt ein begründeter Verdacht auf eine Infektion nur bei Personen vor, die in den letzten 21 Tagen aus den betroffenen Gebieten eingereist sind, mindestens Fieber haben, vor Ort Kontakt zu Ebolavirus-Erkrankten oder Verstorbenen hatten, indirekt Kontakt mit Körperflüssigkeiten der Erkrankten, Verstorbenen oder kranken Tieren hatten. Wie Mediziner sich und ihre Mitarebiter vor einer Infektion schützen, erklärt die Landesärztekammer Hessen in einem Infoschreiben.
Differenzierte Diagnostik
Die Wahrscheinlichkeit, einen Ebola-Patienten in einer deutschen Arztpraxis anzutreffen, schätzen Experten derzeit als sehr gering ein. Nach ihren Berechnungen liegt das relative Risiko, die Erkrankung durch Flugverkehr nach Deutschland zu importieren, bei etwa 1,1 Prozent. Auch die Epidemiologen des RKI gehen derzeit nicht davon aus, dass das Ebolavirus die Bewohner in Deutschland und Europa gefährdet. Selbst wenn ein Patient, der kurz zuvor aus Afrika eingereist ist, sich mit Fieber vorstellt, sollten Ärzte immer zunächst auch an Malaria denken: In den Sommermonaten der Vorjahre stellten Mediziner in Deutschland durchschnittlich pro Monat über 40 Fälle von Malaria bei Reiserückkehrern allein aus Westafrika fest. Etwa 14 der betroffenen Patienten pro Monat kamen aus den aktuell vom Ebola-Ausbruch betroffenen Ländern. Auch andere Erreger, die hämorrhagische Fieber verursachen, Hepatitis A und nicht-virale Erkrankungen können verdächtige Symptome auslösen und müssen untersucht werden. Auf den Webseiten des RKI finden Ärzte ausführliche Informationen zur Differentialdiagnostik.
Kontakt- und Anlaufstellen
Wer sich nicht sicher ist, findet Hilfe bei Experten: Für Fragen zur Diagnostik können niedergelassene Ärzte sich an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg als Nationales Referenzzentrum für tropische Infektionserreger und an das Institut für Virologie der Universität Marburg als Konsiliarlabor für Filoviren als erste Ansprechpartner wenden. Beide Einrichtungen sind im Rahmen des europäischen Projektes QUANDHIP, das vom Robert Koch-Institut koordiniert wird, mit weiteren internationalen Laboren vernetzt. Für Notfälle existiert ein 24-stündiger Notdienst, der telefonisch erreichbar ist.
- Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin: 040 / 42818-0
(Weitervermittlung über Zentrale) - Institut für Virologie der Universität Marburg: 0177 / 310 81 96
(Anrufe werden zum Teil weitergeleitet, Anrufer daher bitte etwas Geduld haben)
Rat von Experten rund um die Uhr
Für das seuchenhygienische Management in Deutschland gibt es ein Netzwerk von Kompetenz- und Behandlungszentren (STAKOB), die auf den Umgang mit hoch kontagiösen, lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten spezialisiert sind und deren Geschäftsstelle beim Robert Koch-Institut angesiedelt ist. Für die Beratung in speziellen infektionsepidemiologischen Fragestellungen, z. B. der Besprechung möglicher Verdachtsfälle, steht im Robert Koch-Institut für die Fachöffentlichkeit eine 24-stündige Rufbereitschaft zur Verfügung, die über die Telefonzentrale des RKI erreichbar ist.
Quellen und weiterführende Informationen des RKI:
NEU: Robert Koch-Institut: Rahmenkonzept Ebolafieber
Viruserkrankungen A-Z / Differentialdiagnostik bei Ebola-Verdacht
Risikoabschätzung des Imports von Ebola durch das weltweite Flugnetz
Mehr lesen:
Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
STAKOB – Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen