Blasenentzündung: Urinstatus vor Antibiotika-Behandlung

Nephrologen empfehlen, beim Verdacht auf Harnwegsinfekte (HWI) differenziert zu diagnostizieren statt voreilig Antibiotika zu verschreiben. Denn es gibt durchaus Patienten, die trotz typischer Zystis-Symptomatik und -Laborbefunden an einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel einer abakterielle Entzündung der Glomeruli leiden. Vor einer Antibiotika-Therapie sollte daher eine Laboruntersuchung den Urinstatus klären.

Die Betroffenen klagen über Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, die Labortests weisen Leukozyten und Bakterien im Urin nach: Das klingt nach einer eindeutigen Diagnose und klaren Therapieoption. Die offensichtliche Blasenentzündung kann mit Antibiotika behandelt werden. Ganz so einfach ist es nicht, sagen Nephrologen.

 

Differenzialdiagnose für alle Patientengruppen

Im Zuge der Überarbeitung der Leitlinie „Unkomplizierte Harnwegsinfektionen“ weisen die Fachärzte darauf hin, dass die Therapiestrategie auch davon abhängt, welche Begleiterkrankungen vorliegen und ob die Betroffenen bereits mehrfach wegen HWI mit Antibiotika behandelt wurden. Auch die Frage, wie kompliziert die vorliegende Infektion ist, müssen behandelnde Ärzte vorab klären. Ein Anamnesegespräch allein reicht dazu nicht aus. Auch durch die bisherige Praxis, nur bei Schwangeren und jüngeren Männern den Urin zu untersuchen, gehen wichtige Differenzialdiagnosen verloren. Darum soll der Urinstatus zukünftig bei allen Patientengruppen zur Standard-Diagnostik gehören.

 

Vorsicht bei Flankenschmerzen

Um unkomplizierte HWI von schwerwiegenderen Erkrankungen wie etwa Nierenbeckenentzündungen abzugrenzen, sollten Ärzte genau darauf achten, ob sich eine Infektion auf die Harnwegschleimhaut beschränkt. Berichten Patienten von Flankenschmerzen und Fieber oder stellt der Arzt ein klopfschmerzhaftes Nierenlager fest, muss er davon ausgehen, dass parenchymatöse Organe betroffen sind und entsprechende Untersuchungen vornehmen.

 

Quelle:

Medical Tribune, 02.05.2014

 

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