Biomarker für plötzlichen Kindstod gefunden: bald Risiko-Screening möglich?

Das Sudden Infant Death Syndrome (SIDS), häufig auch „Plötzlicher Kindstod“ genannt, gehört zu den tragischsten Rätseln der Medizin. Lange vermuteten Wissenschaftler*innen ein Defekt im Gehirn als Ursache dafür, dass ein Baby ohne ersichtlichen Grund mitten im Schlaf verstirbt. Ergebnisse einer neuen Studie aus Australien weisen nun auf einen Enzymdefekt hin – und lassen damit auf ein mögliches Risiko-Screening hoffen.

Schlanfender Säugling
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Geringe Aktivität eines Enzyms als Ursache

Die Forscherinnen untersuchten für die Studie über 60 getrocknete Blutproben von verstorbenen Säuglingen im Alter zwischen einer Woche und zwei Jahren. Anschließend verglichen sie diese mit Blutproben gesunder Babys. Dabei entdeckten sie, dass die Aktivität des Enzyms Butyrylcholinesterase (BChE) bei später an SIDS verstorbenen Babys signifikant niedriger war als in der Vergleichsgruppe. Das Enzym ist wichtig für die Kommunikation im Gehirn. Die Forscherinnen vermuten, dass dadurch der Erregungsweg zwischen Atmung und Schlaf beeinflusst wird. Was es genau bewirkt und weshalb es bei niedriger Aktivität zum Tod des Kindes führt, müssen Wissenschaftler*innen weiter erforschen.

Durch Aufklärung: Zahl der Plötzlichen Kindstode sinkt stetig

Für Ärzt*innen liefern die Forschungsergebnisse zukünftig jedoch die Möglichkeit, in Screening gezielt BChE als Biomarker zu nutzen und so bei Säuglingen mit einem hohen Risiko frühzeitig gegenzusteuern. Derzeit stirbt rund eins von 1.000 Babys zwischen dem achten Lebenstag und dem Ende des ersten Lebensjahres an dem plötzlichen Atemstillstand, der während des Schlafs eintritt. Die Zahl ist in den letzten Jahren stetig gesunken, weil immer mehr Eltern Maßnahmen ergreifen, die das Risiko senken. Dazu gehören unter anderem: Schlafen in Rückenlage, eine Raumtemperatur zwischen 16 und 18 Grad sowie eine rauchfreie Umgebung.

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