Bei unklarem Fieber Infektionen mit West-Nil-Virus abklären

Auch in diesem Jahr lassen sich West-Nil-Viren (WNV) in einem Vogel nachweisen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) erinnert an die mögliche Übertragung auf Menschen. Das Risiko für die Bevölkerung, sich in Deutschland mit WNV zu infizieren, ist zwar gering, aber nicht auszuschließen, so die Experten. Im Zweifelsfall raten sie zu Labortests im Speziallabor.

 

Neurologische Schäden möglich

Normalerweis zirkuliert das West-Nil-Virus zwischen Mücken und Vögeln; es kann jedoch auch zur Infektion von Menschen als Fehlwirt kommen. Warmes Wetter begünstigt die Übertragung. Das RKI rät Ärzten daher, erkrankte Reiserückkehrer, Personen mit ätiologisch unkla­ren Enzephalitiden sowie gehäuft auftretendem unklaren Fieber differenzialdiagnos­tisch auf WNV untersuchen zu lassen. Die Labordiagnostik sollte nach Möglichkeit ein Speziallaboratorium übernehmen, so das RKI. Beim Menschen verlaufen Infektionen mit WNV in der Regel unauffällig. Nur jeder fünfte Patient zeigt Krankheitssymptome wie Fieber und grippeähnliche Erscheinungen. In wenigen der Fälle kann allerdings ein hoch fieberhafter Krankheitsverlauf mit Meningitis oder Enzephalitis auftreten, der zu bleibenden neurologischen Schädigungen führen und auch Fällen tödlich enden kann.

Blut oder Liquor untersuchen lassen

In den ersten Tagen nach Symptombeginn kann dem RKI zufolge virale RNA durch RT-PCR nachgewiesen werden (in Vollblut, Serum oder Liquor), später Antikörper in Serum- bzw. Liquorproben durch West-Nil-Virus-ELISA (Nachweis von IgM und IgG, und zur Bestätigung der Plaque-Reduktions-Neutralisationstest (PRNT). Es muss dem RKI zufolge beachtet werden, dass andere Flavivirusinfektionen oder Impfungen (FSME, Gelbfieber, Dengue, Japanese Enzephalitis, Usutu u.a.) zu Kreuz­reaktionen im ELISA führen können. Aufgrund des möglichen lang andauernden Vorhandenseins von IgM-Antikörpern empfiehlt sich  eine abschließende Diagnose die Untersuchung von Verlaufsproben, um die Serokonversion oder einen vierfachen Anstieg des spezifischen Antikörper­ti­ters zu bestätigen. Differentialdiagnostisch kommen bei Enzephalitis-Symptomen an­dere virale und bakterielle Meningoenzephalitis-Erreger in Frage.

 

Quelle:

Deutsches Ärzteblatt online