Long Covid: bald Biomarker für Diagnose?

Etwa jeder achte an Covid-19 erkrankte Mensch leidet nach der überstandenen Infektion an dem postakuten Infektionssyndrom Long Covid. Betroffene haben in der Regel keine medizinischen Befunde, die zu ihren Symptomen passen oder gar eine Labor¬diagnose ermöglichen würden. Blutbild und Laborwerte sind in der Regel normal. Bekannt ist inzwischen jedoch: Long Covid geht mit Veränderungen im Immunsystem und des Hormons Cortisol einher. Fachmediziner*innen hoffen, aus neuen Erkenntnissen mittelfristig zuverlässige Biomarker entwickeln zu können.

Das Coronavirus SARS-CoV-2
Das Coronavirus SARS-CoV-2 PIRO4D | Pixabay

Immunsystem im Dauerstress

Im Vergleich zu Menschen, die sich nach einer Corona-Infektion vollständig erholt haben oder Menschen, die sich nie mit Covid-19 angesteckt haben, zeigen sich bei genauer Untersuchung bestimmte Veränderungen des Immunsystems bei Long-Covid-Patient*innen. Forschende gehen jedoch davon aus, dass es sich dabei nicht um autoimmune Prozesse handelt, Long Covid demnach auch wahrscheinlich keine Autoimmunerkrankung ist. Die vermehrte Aktivität von verschiedenen Immun-Zelltypen legt eher nahe, dass Virenreste oder andere, durch die Infektion aktivierte Viren wie etwa bestimmte Herpes-Viren Teile des Immunsystem dauerhaft stressen und langfristig erschöpfen. So fanden Wissenschaftler*innen bei Patient*innen mit Long Covid etwa anhaltend hohe Antikörperwerte gegen das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) und das Varicella-zoster-Virus (Gürtelrose) im Blut.

Cortisol-Wert könnte Biomarker werden

Unklar ist noch ein weiterer Befund, der das Stresshormon Cortisol betrifft. Patient*innen mit Covid-19 hatten niedrige Cortisol-Spiegel. Der Cortisol-Mangel zeigte sich in Studien als der genaueste Prädiktor, der fast schon eine Diagnose ermöglichte. Er lässt sich im Labor relativ einfach bestimmen. Ob er sich als Biomarker für Long Covid und andere lange anhaltende, schwerwiegende Beschwerden nach einer Virusinfektion eignet, müssen jetzt weitere Studien zeigen.

Quelle:

Ärzteblatt

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