Viele Paare wünschen sich sehnlichst ein Baby, doch nicht immer geht dieser Wunsch in Erfüllung. Knapp zehn Prozent aller Paare im fortpflanzungsfähigen Alter sehen sich mit ungewollter Kinderlosigkeit konfrontiert.
Zuletzt überarbeitet September 2021
In vielen Fällen liegen organische Ursachen oder hormonelle Störungen vor, die heute mit Hilfe fortschrittlicher medizinischer Methoden behoben werden können.
Zu den häufigsten Gründen ungewollter Kinderlosigkeit (30 Prozent der Fälle) gehören akute oder chronische Chlamydieninfektionen. Sie können einen Eileiterverschluss verursachen, der dann zu Unfruchtbarkeit und Eileiterschwangerschaft führen kann. Manchmal sind es jedoch auch psychische Störungen, die einer Schwangerschaft im Wege stehen.
Der Wunsch nach einem Kind erfüllt sich oft nicht sofort nach dem Weglassen von Verhütungsmitteln. Auch bei völlig gesunden Paaren kann es bis zu einem Jahr dauern, bis eine Schwangerschaft eintritt. Ein bisschen Geduld bei der Familienplanung ist somit vonnöten.
Es kann allerdings auch vorkommen, dass sich trotzdem keine Schwangerschaft einstellt – in diesem Fall sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Partner Ihren Frauenarzt aufsuchen. Heute gibt es zunehmend Ärzte, die sich auf diese Paarberatung spezialisiert haben.
Wurde in Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt die Diagnose „Ungewollte Kinderlosigkeit“ gestellt, gilt es zunächst, nach der Ursache zu forschen. Die Erfahrung lehrt, dass die Gründe hierfür zu etwa gleichen Teilen beim Mann und bei der Frau oder bei beiden liegen. Wichtig für den Behandlungserfolg ist die Bereitschaft beider Partner zur Therapie.
Für die ungewollte Kinderlosigkeit kann es viele Gründe geben, die durch eine Untersuchung beider Partner abzuklären sind. Danach richtet sich die entsprechende Behandlung.
Manchmal genügt bereits ein ausführliches Gespräch mit dem Frauenarzt über den richtigen Zeitpunkt der Empfängnis. Mit Hilfe eines Regelkalenders und einer Hormonanalyse können der Tag des Eisprungs definiert und die fruchtbaren Tage der Frau eingegrenzt werden. An diesen Tagen sollte dann gezielt – und möglichst ohne Stress – eine Empfängnis angestrebt werden.
Liegt der Grund für die ungewollte Kinderlosigkeit in Veränderungen der Geschlechtsorgane des Mannes oder der Frau, kann ein operativer Eingriff notwendig sein. Meistens kann die vorausgehende Untersuchung ambulant in einer Praxis oder Klinik durchgeführt werden.
Krankheitserreger als Ursache der Kinderlosigkeit
Auch sexuell übertragene Infektionen bei 15- bis 25-Jährigen, beispielsweise mit Chlamydien, können zu einem Verlust der Fruchtbarkeit führen. Chlamydia trachomatis (CT) ist ein weltweit verbreitetes Bakterium, das verschiedene Krankheiten hervorrufen kann.
Erreger sicher nachweisen
Es verursacht unter anderem Infektionen der Genitalien und kann bei Neugeborenen schwere Erkrankungen der Augen und Lunge hervorrufen. Mit Hilfe moderner Diagnostik durch einen DNA-Test können Chlamydien sicher nachgewiesen und dann leicht behandelt werden.
Frühzeitig untersuchen lassen
Es ist aber unbedingt erforderlich, dass sich beide Partner mit Antibiotika behandeln lassen. Untersuchungen auf mögliche Infektionen sollten bereits ab einem Alter von etwa 18 Jahren durchgeführt werden, da man oft nicht merkt, dass man sich angesteckt hat, und die Folge „Unfruchtbarkeit“ meist erst viele Jahre später auftritt.
Das Zusammenspiel der Hormone, die bei der Frau den Eisprung auslösen und die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung eines befruchteten Eis vorbereiten, ist äußerst komplex. Wenn dieses System gestört ist, kann der Frauenarzt mit einer Hormontherapie helfen.
Diese Hormongaben müssen richtig ausgewählt und gezielt dosiert werden. Regelmäßige Hormonbestimmungen begleiten die Therapie, die bei der Frau u. a. das Heranwachsen und Reifen des Eis fördert. Klären Sie in jedem Fall vorab mit Ihrem Arzt, welche Untersuchungen und Behandlungen von Ihrer Krankenkasse bezahlt werden.
Für den Mann ist es wichtig, Umweltgifte zu meiden (z. B. Rauchen, Alkohol) und Stress zu reduzieren. Außerdem besteht auch für den Mann die Möglichkeit der Hormonbehandlung.
Bevor allerdings eine solche Behandlung begonnen wird, müssen verschiedene Untersuchungen, wie eine Samenanalyse und auch die Bestimmung verschiedener Hormone im Blut, durchgeführt werden.
Die assistierte Befruchtung
Eine weitere mögliche Methode ist die Samenübertragung (Insemination). Sie wird angewandt, wenn die Menge der Samenzellen nicht ausreicht oder ihre Beweglichkeit eingeschränkt ist. Der Samen wird mit einem weichen Katheter direkt in die Gebärmutter oder die Eileiter, also an den Ort der Befruchtung, eingebracht.
Die Befruchtung im Reagenzglas
Für viele kinderlose Paare ist die Methode der In-vitro Fertilisation die einzige Chance, ein eigenes Kind zu bekommen. Ei- und Samenzelle werden dabei außerhalb des Körpers zusammengebracht.
Begleitende Behandlungen: Hormone unterstützen den Erfolg
Für das Gelingen der Methode ist eine Hormonbehandlung der Frau notwendig, deren Erfolg mit Hilfe einer Untersuchung der Hormonspiegel im Blut (u. a. LH, FSH, Progesteron) sowie Ultraschalluntersuchungen kontrolliert wird. Die Hormonbehandlung führt dazu, dass mehrere Eizellen heranreifen.
Erfolgsquote: Gute Chancen
Die Erfolgsquote dieses Verfahrens ist mit der Empfängniswahrscheinlichkeit der Durchschnittsbevölkerung durchaus vergleichbar, allerdings gibt es häufiger Mehrlingsschwangerschaften.
Pipette bringt Spermium in Eizelle
Eine spezielle Form der Befruchtung im Reagenzglas ist die Intracytoplasmatische Sperma-Injektion (ICSI), bei der ein einziges Spermium mit einer ganz feinen Pipette direkt in eine Eizelle injiziert wird. Dies ist dann nötig, wenn die Spermien zu wenig beweglich sind.
Es gibt weitere Möglichkeiten der In-vitro-Fertilisation, die eine Abwandlung der hier beschriebenen Verfahren sind und die je nach Ursache der Unfruchtbarkeit eingesetzt werden. Lassen Sie sich die für Sie in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten ausführlich von Ihrem Arzt erläutern.