Vermeiden statt Leiden Darmkrebs

Alle 20 Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an Darmkrebs. 24.300 Todesfälle und 60.400 Neuerkrankungen pro Jahr weist die Statistik des Robert Koch-Instituts für Deutschland aus. Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen überhaupt. Dennoch sinkt in Deutschland laut RKI die Neuerkrankungsrate für Krebserkrankungen des Dickdarms und des Enddarms. Experten führen dies auf die seit dem Jahr 2002 kontinuierlich verbesserte Darmkrebsfrüherkennung der gesetzlichen Krankenkassen zurück.

Zuletzt überarbeitet Oktober 2021

Darmkrebs: eine vermeidbare Erkrankung

Darmkrebs entwickelt sich fast immer aus zunächst gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut. Der Krebs wächst langsam und lange Zeit, ohne dass der Betroffene etwas merkt. Beschwerden machen sich meist erst dann bemerkbar, wenn das Krebsgeschwür groß ist oder schon Metastasen gebildet hat. Unbehandelt führt Darmkrebs dann häufig innerhalb von zwölf Monaten zum Tod. Das muss nicht sein. Keine andere Krebserkrankung kann durch Früherkennung so gut vermieden werden wie Darmkrebs. Aufgrund seines langsamen Wachstums ist Darmkrebs durch konsequente Vorsorgeuntersuchungen fast vollständig vermeidbar. Seine Vorstufen, Polypen und Adenome, lassen sich früh erkennen und können rechtzeitig entfernt werden. Auch im Frühstadium ist Darmkrebs noch gut heilbar.

Früherkennung kann Darmkrebs verhindern

Vorbeugung, wie gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Verzicht auf Alkohol und Nikotin oder die Vermeidung von Übergewicht kann zwar das Risiko einer Erkrankung senken, ist allein aber nicht ausreichend: Ab dem 45. Lebensjahr steigt unabhängig davon das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Deshalb sind Früherkennungsmaßnahmen essenziell – je früher, desto besser. Daher gehören die Früherkennungsuntersuchungen auf Darmkrebs seit 1971 zum Vorsorgeprogramm der gesetzlichen Krankenversicherung. Im Jahre 2002 wurden sie wesentlich überarbeitet und die Darmspiegelung wurde neu aufgenommen. Seit Juli 2019 gibt es ein Darmkrebs-Screening mit organisiertem Einladungsverfahren.

Darmkrebsvorsorge: was die gesetzliche Krankenkasse zahlt

Darmspiegelung (Koloskopie)

Anspruch auf zwei Früherkennungskoloskopien im Mindestabstand von zehn Jahren haben:

  • Männer ab einem Alter von 50 Jahren.
  • Frauen ab einem Alter von 55 Jahren.

Wenn das Angebot erst ab dem Alter von 65 Jahren wahr genommen wird, besteht Anspruch auf eine Früherkennungskoloskopie.

Immunologischer Stuhltest (iFOBT)

  • Frauen und Männer im Alter von 50 bis 54 Jahren können jährlich einen iFOB-Test vornehmen lassen.
  • Ab einem Alter von 55 Jahren haben Frauen und Männer alle zwei Jahre Anspruch auf einen iFOB-Test, solange noch keine Koloskopie in Anspruch genommen wurde.
  • Bei auffälligem Stuhltest besteht der Anspruch auf eine Abklärungskoloskopie.

Bewährt: Vorsorge mit Darmspiegelung

Die Darmspiegelung (Koloskopie) gilt als Goldstandard bei der Früherkennung von Darmkrebsrisiken. Dabei wird ein flexibler Schlauch mit Lichtquelle, Minikamera und chirurgischem Gerät in den Dickdarm eingeführt.

Diagnose und Erstbehandlung in einem

Vorteil der Koloskopie: Entdeckte Krebsvorstufen können gleich entfernt werden. Und solche Vorstufen werden immerhin bei jeder vierten Untersuchung entdeckt, Krebsgeschwüre bei jedem hundertsten Patienten.

Alternative: Labortests

Dennoch sinkt die Inanspruchnahme der Darmspiegelung. Die Koloskopie wird häufig für schmerzhaft gehalten oder als unangenehm empfunden. Wer sich nicht für eine solche Untersuchung erwärmen kann, für den sind Labortests eine Alternative.

Labortests zur Darmkrebsfrüherkennung

Welche Labortestverfahren bezahlt die Krankenkasse?

Im Rahmen der gesetzlichen Früherkennung von Darmkrebs wird von den Krankenkassen nur eine bestimmte labordiagnostische Methode bezahlt: der immunologischer Stuhltest. Seit dem 1. April 2017 haben gesetzlich krankenversicherte Partienten ab 50 Jahren Anspruch auf eine Darmkrebsfrüherkennung mit dem quantitativen immunologischen Stuhltest iFOBT. Immunologische Labortests fahnden nach okkultem Blut, das durch Vorstufen (Polypen) oder Frühstadien des Darmkrebses in den Stuhl gelangt. Sie lassen sich durch spezifische Antikörper gegen Bestandteile des menschlichen Bluts nachweisen. Falsche Ergebnisse durch Nahrung und Medikamente gibt es kaum.

Welche Labortestverfahren gibt es noch?

Während der vergangenen Jahre wurde eine Reihe weiterer labordiagnostischer Verfahren entwickelt. In den wissenschaftlichen Leitlinien finden diese zunehmend Erwähnung. Die verschiedenen Testverfahren werden in Arztpraxen und Apotheken angeboten, bislang jedoch von den Krankenkassen nicht bezahlt:

Enzymatischer Stuhltest

Beim enzymatischen Stuhltest handelt es sich um einen Test, der nicht nach verstecktem Blut sucht, sondern ein für Krebs typisches Enzym im Stuhl nachweisen kann. Das Enzym kommt im bösartig veränderten Gewebe von verschiedenen Krebsarten in größeren Mengen vor – darunter auch bei Darmkrebs oder Vorstufen (Polypen). Auch hier sind falsche Resultate durch Nahrungsbestandteile nicht zu erwarten. Die Handhabung des Tests ist vergleichbar mit den anderen Stuhltests.

Bluttest

Krebsgeschwüre geben bereits in frühen Stadien Erbinformationen in den Blutkreislauf ab. Darmkrebs hinterlässt auf diese Weise eine typische Spur – einen Biomarker. Dieser Biomarker ist mit einem Bluttest nachweisbar. Der Arzt nimmt hierfür beim Patienten eine Blutprobe ab und schickt sie an ein Labor zur Messung und Auswertung.

Gut zu wissen: Bei positiven Labortest zur Darmspiegelung

Darmkrebs ist vermeidbar. Labortests zur Darmkrebsfrüherkennung, bei der Blut oder Stuhlproben außerhalb des Körpers im Labor untersucht werden, sind ein zuverlässiges Instrument, Krebsrisiken zu erkennen oder auszuschließen. Labortests können und sollen die Darmspiegelung nicht ersetzen, sind aber eine aussagekräftige Einstandsdiagnostik und ersparen den Menschen, denen die invasive Untersuchung unangenehm ist, diesen Eingriff. Ist das Laborergebnis positiv, sollten Sie jedoch nicht zögern, diesen Eingriff zur Abklärung des Krankheitsstadiums vornehmen zu lassen.