VDGH-Mitgliederversammlung stellt Diabetes in den Mittelpunkt

Berlin - „Diabetes fordert drei Tote pro Stunde“, alarmierte Prof. Dr. Oliver Schnell, Leiter der Forschungsgruppe Diabetes e. V. am Helmholtz-Zentrum München im Rahmen der öffentlichen Mitgliederversammlung des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH) in Berlin. Der Forscher machte die Dringlichkeit des Themas deutlich, denn die Zahlen kündigen von einem Tsunami, der das Gesund­heitssystem in Deutschland in wenigen Jahrzehnten überrollen wird: „7,6 Millionen Diabetes-Betroffene gibt es heute in Deutschland, 95 Prozent davon sind Typ-2 Diabetiker“, sagte Schnell. Zudem sei der Typ-1 Diabetes bei den Fünf- bis Neunjährigen auf dem Vormarsch.

Schnell erläuterte die Komplikationen und möglichen Spätfolgen der Krankheit, die tödliche Unterzuckerungen, Erblindungen und Amputationen infolge von Nerven­schädigungen sowie Nierenversagen umfassen. Ferner begünstige Diabetes das Entstehen koronarer Herzerkrankungen und jüngsten Erkenntnissen zufolge auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. „Aufklärung, Prävention und diagnostische Früherkennung sind vor diesem Hintergrund zentrale Notwendig­keiten“, so Schnell.

 

Neben Starfriseur Udo Walz, der an diesem Abend aus ganz persönlicher Perspektive über das Leben mit Diabetes erzählte, stand die Frage nach einem Nationalen Diabetes-Plan im Zentrum eines Podiumsgespräches. MdB Dietrich Monstadt (CDU) und selbst Diabetiker, befürwortete eine Nationale Diabetes-Strategie, die die zuständigen Bundesressorts, Länder, Kommunen und die Selbstverwaltung an einen Tisch bringe. Monstadt unterstützte eine gezielte Diabetes-Aufklärung in Kindergärten und Schulen und forderte eine bessere Ausbildung der Mediziner. Dr. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin sprach von einer „narrati­ven Medizin“: Diabetologen müssten in der Kommunikation geschult werden, um ihre Patienten besser zu erreichen.

 

Prof.  Schnell verwies darauf, dass Deutschland europaweit führend in der Diabetes­forschung sei, das Wissen jedoch auch in die Praxis umgesetzt werden müsse. „Die Blutzuckermessung bleibt dabei ein essentieller Bestandteil des Diabetes-Managements“, so der Diabetes-Forscher. Er verwies in diesem Zusammen­hang auf eigene Studien, die den Nutzen einer höheren Messgenauig­keit quantifizierten. VDGH-Vorstandschef Borst unterstrich die technischen Fort­schritte bei den Mess-Systemen. Borst forderte die Politik  auf, die Expertise der Industrie stärker einzubeziehen: „Bei gesundheitspolitischen Fragen bleiben die Hersteller meist außen vor – dabei sind es die Innovationen unserer Unter­nehmen, die Antworten auf ein besseres Diabetes-Management geben können. Wir wünschen uns von Politik und Selbstverwaltung mehr Mut, bei Diabetes neue Wege zu gehen.“

 

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www.vdgh.de

 

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