Bis 25 Prozent mehrfacher Fehlgeburten durch Gerinnungsstörungen

Wenn Frauen mehrfach ihr Ungeborenes verlieren, sollten sie auch ihre Blutgerinnung untersuchen lassen: Bei rund 20 bis 25 Prozent aller Frauen mit zwei oder mehr Fehlgeburten stellen Ärzte Auffälligkeiten in der Blutgerinnung fest.

Schwangere im Krankenhausbett mit Infusion

Schwanger mit von Willebrandt-Syndrom

Zu den Störungen, bei denen das Blut schlecht gerinnt, gehört das von Willebrand-Syndrom. Die Störung dieses Gerinnungsfaktors, von Experten VWF genannt, macht sich bei Frauen häufig mit besonders starken, lang andauernden, sehr schmerzhaften Regelblutungen sowie Blutungen und Schmerzen während des Eisprungs bemerkbar. Sie lässt sich mit Medikamenten behandeln. Das gilt auch für besondere Lebensphasen wie eine Schwangerschaft. Normalerweise reduziert sich die Blutungsneigung dann sogar. Der Grund: In den ersten drei Monaten bildet der Organismus größere Mengen der Gerinnungsfaktoren VWF und Faktor VIII, die Blutgerinnung kann sich normalisieren. Da dieser Effekt je nach Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich stark ausgeprägt ist, schützen regelmäßige Labortests auf die Gerinnungsfaktoren zusätzlich. In den ersten zwei Wochen nach der Geburt fällt der VWF-Spiegel schnell wieder ab. Dann kann es zu Nachblutungen kommen.

 

Unerkannte Thrombophilie kann zu Fehlgeburten führen

Neben mangelnder Blutstillung können auch Erkrankungen, die zu besonders schneller Blutgerinnung führen, eine Schwangerschaft erschweren. Grundsätzlich neigt das Blut schwangerer Frauen ohnehin dazu, schneller als normal zu gerinnen: Durch die hormonellen Veränderungen nimmt es an Volumen zu. Besteht zusätzlich eine Neigung zu Thrombosen (Thrombophilie), können sich winzige Blutpfropfen in den Blutgefäßen der Plazenta bilden. Dann kann sich der Embryo gar nicht erst einnisten oder wird nicht richtig versorgt – das Risiko für eine Fehlgeburt steigt deutlich. Ob eine Thrombophilie vorliegt, kann der Arzt mit Hilfe von Gen- und Gerinnungstests frühzeitig erkennen und so in vielen Fällen das Auftreten von Thrombosen verhindern. Grundsätzlich gehört ein Test auf Thrombophilie nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Erleiden Frauen jedoch wiederholt Fehlgeburten, kann dies einen Krankheitsverdacht begründen, sodass die Kassen den Test gegebenenfalls doch bezahlen. Betroffene Frauen sollten sich mit ihrem Arzt beraten und bei ihrer Krankenkasse nachfragen.

 

Quelle:

Deutsche Hämophiliegesellschaft

AINS Fachzeitschrift für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie

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