Antibiotika: jede zweite Verordnung ist ein Reservemedikament

Pro Jahr treten europaweit mehr als 670.000 Infektionen durch Bakterien auf, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken. Eigentlich sollen Reserveantibiotika solche Ausfälle verhindern. Allerdings werden die Reservemedikamente zu häufig ohne Not verordnet. Auswertungen von Krankenkassen zeigen: Mehr als jedes zweite verordnete Antibiotikum (53 Prozent) ist ein Reservemedikament.

Bis zu 50 Prozent der Behandlungen unpassend

Internationale Untersuchungen zeigen, dass bis zu 50 Prozent der Antibiotika-Therapien entweder auf das falsche Medikament setzen, mit falscher Dosierung arbeiten oder die Behandlungsdauer zu lang bzw. zu kurz angesetzt ist. Zudem kommt es immer wieder vor, dass Patient*innen Antibiotika eigenmächtig einnehmen – etwa, weil die Packung noch nicht leer ist oder die Medikamente weitergebene werden. Innerhalb der EU liegt die Rate nicht verschriebener Antibiotika bei 7 Prozent.

Mitunter auch ohne Antibiotikum

Auch für bakterielle Infektionen gilt: Bei leichten Verläufen kann man mitunter auf Antibiotika verzichten. So sehen Leitlinien bei Patient*innen mit unkomplizierter bakteriellen Halsentzündung keine generelle Indikation für Antibiotika, da die Selbstheilungsrate ohne Therapie nach sieben Tagen bei 85 Prozent liegt und Antibiotika die Dauer der Beschwerden um nur 16 Stunden verkürzen. Auch unkomplizierte Harnwegsinfektionen müssen nicht immer antibiotisch behandelt werden. Mitunter reicht zunächst eine symptomatische Behandlung. Studien zufolge konnten zwei Drittel der Patientinnen, deren Beschwerden mit Schmerzmittel gelindert wurden, auf Antibiotika verzichten.

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