1,5mal mehr Männer

Männer erkranken häufiger an Tuberkulose als Frauen. Das ergeben die Auswertungen der Tuberkulose-Meldedaten in Deutschland durch das Robert Koch-Institut (RKI). So lag 2011 die Rate der Neuerkrankungen bei Männern bei 6,3 Fällen pro 100.000 Einwohner. Bei Frauen registrierte das RKI nur 4,2 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Auch weltweit führen Männer die Statistik an: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entfielen von geschätzt 8,6 Millionen Neuerkrankungen im Durchschnitt nur 2,9 Millionen auf Frauen. Die hoch ansteckende Lungenkrankheit wird durch stäbchenförmige Bakterien ausgelöst (Myobakterien).

 

Vermehrt im Alter

Die epidemiologischen Zahlen bringen ein weiteres Phänomen ans Licht: In Deutschland zeigt sich der geschlechtsspezifische Unterschied vor allem ab einem Alter von 40 Jahren. In der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre erkrankten auf 100.000 Einwohner etwa doppelt so viele Männer wie Frauen an Tuberkulose, so das RKI. Eine eindeutige Erklärung für diese Zahlen haben die Forscher noch nicht. Einige Experten ziehen als Ursache für die höhere Anfälligkeit Suchtkrankheiten und Autoimmunerkrankungen in Betracht. Sie schwächen das Immunsystem und können daher für Tuberkuloseerkrankungen anfälliger machen. Die Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation sehen weltweit Anzeichen für ein rollenspezifisches Risikoverhalten, vor allem im Hinblick auf Suchterkrankungen: Alkohol-, Drogen- und Tabakmissbrauch werten sie noch immer als eine Männerdomäne, auch wenn der Anteil suchtkranker Frauen steigt.

 

Organische Faktoren?

Forscher diskutieren aber auch organische Ursachen wie genetische Faktoren. So sitzen vor allem auf den X-Chromosomen viele Gene, die die angeborene Immunität regulieren. Auf dem langen Arm des X-Chromosoms fanden Wissenschaftler Abschnitte, die mit Tuberkulose in Verbindung gebracht werden. Auch die Rolle der Geschlechtshormone für das Tuberkuloserisiko wollen Mediziner untersuchen: In Tierversuchen konnten sie nachweisen, dass die Infektions-Faustregel „Östrogene schützen, Androgene schaden“  zumindest bei Infektionen mit atypischen Mykobakterien zutrifft. Diese können tuberkuloseähnliche Infektionen auslösen.

 

Quellen:

Robert-Koch-Institut

Weltgesundheitsorganisation Europa

Symposium Gender and infection“, Wien 2010

 

Mehr lesen:

IPF-Faltblatt Tuberkulose

Weitere Informationen zu diesen Themen