Psychisch kranke Patienten: somatische Probleme ernstnehmen

Psychische Erkrankungen können die Lebenserwartung deutlich reduzieren. So sterben Schizophreniekranke laut einer US-amerikanischen Studie durchschnittlich 30 Jahre früher als psychisch Gesunde – und zwar meistens an Herzinfarkt, Lungenkrebs oder Schlaganfall. Experten raten zu regelmäßigen metabolischen und Herz-Kreislauf-Untersuchungen, um die Exzessmortalität zu verhindern.

Junger Mann mit psychischer Erkrankung sitzt verzweifelt an einem U-Bahnsteig.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich häufiger

Die meisten Schizophreniepatienten sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit 35 Prozent Betroffener liegt die Mortalität viermal so hoch wie bei psychisch Gesunden mit kardiovaskulären Problemen. Eine Ursache sehen Mediziner im ungesünderen Lebensstil: Rund zwei Drittel der Menschen mit Schizophrenien rauchen regelmäßig und deutlich stärker als die übrige Bevölkerung. Dazu kommt, dass Mediziner Herz-Kreislauf-Probleme nicht ausreichend diagnostizieren. Laut einer Studie aus Skandinavien werden psychisch kranke Patienten seltener mit Herzkatheter untersucht oder behandelt. Regelmäßige kardiologische Untersuchungen sind notwendig, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei diesen Patienten früher zu erkennen und besser zu behandeln.

 

Stoffwechsel im Auge behalten

Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes verursachen die deutlich höhere Sterblichkeit von Menschen mit schizophrenen Psychosen. Studien belegen, dass bei unbehandelten Patienten bereits im Prodromalstadium eine veränderte Insulinempfindlichkeit vorliegt. Dadurch steigert sich ihr Risiko, an Diabetes zu erkranken – mit allen Folgen für die Herz-Kreislauf-Gesundheit, die diese Krankheit mit sich bringt. Zudem können die Antipsychotika zu Übergewicht führen und so die Betroffenen anfälliger für Diabetes und metabolische Erkrankungen machen. Regelmäßige Laboruntersuchungen können auch hier zeigen, wie es um den Stoffwechsel bestellt ist – und welche Behandlung körperlicher Beschwerden die Patienten brauchen.

 

Quelle:

Ärztezeitung vom 15.02.2016

 

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