Leberschädigende Substanzen werden häufig nicht erkannt

Die gängigen Algorithmen, mit denen leberschädigende Substanzen wie Nahrungsbestandteile, Arzneimittel, Gifte oder Infektionen identifiziert werden, sind nicht zuverlässig. Das belegt eine Studie unter Beteiligung des Frankfurter Universitätsklinikums.

Lebergifte in Pflanzenextrakten oft falsch beurteilt

Die ersten typischen Anzeichen einer Leberschädigung – Anstieg der Serumkonzentrationen von Leberenzymen – sind sehr unspezifisch. Fehleinschätzungen können gravierende Folgen haben.

 

Die Forscher überprüften, wie gut die bisherige Beurteilung von Lebergiften in Pflanzenextrakten ist. Dafür lasen sie veröffentlichte Fälle, in denen ein bestimmter Pflanzenextrakt als Ursache für Leberschäden angegeben wurde. Das Forscherteam kam zu dem Ergebnis, dass viele Beurteilungen fehlerhaft sind, oft aufgrund ungenauer Beschreibungen oder einer unvollständigen Präsentation der Datenlage.

 

Teilweise wurden falsche Substanzen als problematisch eingestuft, wirklich schädliche könnten so unentdeckt geblieben sein. Alternative Ursachen wie Hepatitis oder Alkoholmissbrauch hatten die Verantwortlichen nur unvollständig oder gar nicht ausgeschlossen. Die Schlussfolgerungen zur Kausalität waren in vielen Fällen nicht nachvollziehbar. In Einzelfällen konnten die Forscher sogar den angeblich erkannten Zusammenhang ausschließen.

Beurteilung mit CIOMS-Skala empfohlen

Die Autoren der Studie empfehlen ein nachvollziehbares Verfahren für die Beurteilung von leberschädigenden Substanzen. Dieser als CIOMS-Skala bezeichnete Algorithmus kann von jedem Arzt selbstständig angewendet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Kausalitätsbewertung durch das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt vornehmen zu lassen (arbmedsoz@uni-frankfurt.de).

 

Publikation: Rolf Teschke, Alexander Schwarzenboeck, Axel Eickhoff, Christian Frenzel, Albrecht Wolff, Johannes Schulze: Clinical and causality assessment in herbal hepatotoxicity. Expert Opinion on Drug Safety, posted online on March 5th 2013, doi:10.1517/14740338.2013.774371

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