Atypische Gerinnungsstörungen nach COVID-19-Impfung: wie Ärzt*innen vorgehen sollten

Die intensive Berichterstattung hat das sehr seltene Krankheitsbild der Sinusvenenthrombose in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Zahlreiche Patienten und Patientinnen stellen sich daher bei einschlägigen Warnsymptomen beim Arzt vor. Ein von mehreren Fachgesellschaften konsentierter Algorithmus soll nun die Abklärung so rational wie sicher gestalten.

Symptome richtig einordnen

Die Symptome einer Sinus- oder Hirnvenenthrombose (CSVT) mit oder ohne disseminierter intravasaler Koagulopathie (DIC) sind eher unspezifisch. Starke Kopfschmerzen, Nausea, Übelkeit, Schwindel und Sehstörungen zählen dazu. Viele Geimpfte klagen indes ein bis zwei Tage nach der Impfung über ähnliche Symptome wie Gelenk-, Muskel-und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit als harmlose Nebenwirkung einer solchen Impfung. Diese Symptome allein sind daher noch kein Anlass für eine weitere laborchemische oder bildgebende Diagnostik, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme verschiedener Fachgesellschaften zu dieser Problematik.

Zeitlicher Verlauf als Fingerzeig

Jedoch sollte bei CSVT- oder DIC-Symptomen, die vier bis 16 Tage nach der Impfung auftreten, umgehend eine weitere Diagnostik zur Abklärung erfolgen. Charakteristisch für die DIC ist das gleichzeitige Auftreten multipler venöser oder arterieller Thromboembolien mit einer ausgeprägten Thrombozytopenie, begleitet von plasmatischen Gerinnungsstörungen. Die Thrombozytopenie wurde auch bei den bisher eingehend untersuchten Patienten beobachtet, die nach einer Impfung eine Sinusvenenthrombose entwickelten. Ein Diagramm erleichtert Ärzt*innen den Weg zur richtigen Diagnose.

Kriterium für Hospitalisierung

Bei der diagnostischen Entscheidung darüber, ob eine Klinikeinweisung notwendig ist, ist die Schwere der Symptomatik das Kriterium schlechthin. Ist die Symptomatik leicht, können Hausärzt*innen der selbst zunächst ein Blutbild anordnen. Allerdings sollte dessen Ergebnis noch am selben Tag vorliegen. Hierzu zählen auch LDH und Haptoglobin, da ein LDH-Anstieg und ein Haptoglobin-Abfall für die Hämolyse bei einer thrombotischen Mikroangiopathie charakteristisch sind. Schwer kranken Patient*innen mit massiven Kopfschmerzen – begleitet womöglich von Sehstörungen oder einer Bewusstseinseintrübung, Übelkeit, Erbrechen, Luftnot, Petechien sowie akuten Schmerzen in Thorax, Abdomen oder den Extremitäten – müssen sofort in eine Klinik eingewiesen werden.

Quelle:

Ärzteblatt online

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