Fake News Impfen: Tipps für die Patientenkommunikation

Immer wieder kommt es hierzulande zu Masernausbrüchen; Kitas und Schulen schließen, damit sich die hochansteckende Krankheit nicht ausbreiten kann. Kindern und Jugendlichen fehlt oft die notwendige zweite Impfung, um wirklich immun gegen Masern zu sein; viele Eltern stehen Impfungen skeptisch gegenüber. Studien zeigen: Medizinische Fake News aus den Sozialen Medien befeuern die Impfskepsis. Der US-amerikanische Mediziner und Experte für Digital Health, Dr. Bruce Y. Lee, hat zehn Punkte herausgearbeitet, die Ärzten bei Gesprächen über das Thema Impfen helfen können.

 

Auf die Haltung kommt es an

Ausschließlich mit Sachinformationen lassen sich skeptische Patienten oft nicht beeindrucken. Darum sieht Lee den Schlüssel zur erfolgreichen Kommunikation in der Beziehung zwischen Ärzten und Patienten, einer realistischen Selbsteinschätzung der Mediziner und einem klaren Rollenverständnis.

 

Die Tipps im Einzelnen

  • Bauen Sie ein Vertrauensverhältnis zu Ihren Patienten auf. Das ist das Wichtigste, was Sie tun können. Patienten sind eher bereit, zuzuhören und ehrlich zu sein, wenn sie jemanden schon seit vielen Jahren kennen und vertrauen. Ohne eine solche Beziehung sind Sie für Ihren Patienten nur ein großes Stethoskop auf Beinen.
     
  • Befassen Sie sich selbst mit Gesundheitsinformationen aus sozialen Netzwerken. Um angemessen reagieren zu können, müssen Sie verstehen, was da passiert. Wenn Sie „auf Youtube twittern“ und Facebook für eine Gesichtserkennungssoftware halten, werden Sie ihren Patienten gegenüber schnell unglaubwürdig und kommen als Quelle für valide Gesundheitsinformationen schon bald nicht mehr in Betracht.
     
  • Seien Sie mehr als eine reine Datenbank und ein Krankheitsmanager. Ihr Wert drückt sich nicht in der Menge an Informationen aus, die Sie sich in den Kopf stopfen, um sie dann auf Kommando wieder auszuspucken. Sie sind auch mehr als ein Techniker, der bestimmte Verfahren durchführen kann. Sie sind vielmehr Zuhörer, Lehrer, vertrauenswürdiger Berater und fördern als Anwalt Ihrer Patienten das Verständnis für die eigene Gesundheit.
     
  • Sprechen Sie mit Ihren Patienten über die sozialen Netzwerke und die Quellen der Gesundheitsinformationen. Diese Themen nicht anzusprechen, bedeutet das kleine Männchen zu ignorieren, das auf den Schultern Ihrer Patienten sitzt und ihnen ständig Dinge ins Ohr flüstert. Sie können mit ihnen besprechen, wo sie am ehesten seriöse und zuverlässige Informationen bekommen und wie sie am besten die tagtäglich ungefiltert auf sie einprasselnden Informationen verarbeiten können.
     
  • Verurteilen Sie Ihre Patienten nicht und machen Sie sich nicht über sie lustig, weil sie sich mit bestimmten Quellen befassen. Der sicherste Weg, Ihre Patienten zu verlieren ist es, sie zu verurteilen. Sie machen zweifellos auch Fehler, wenn Sie Entscheidungen treffen und Informationsquellen nutzen. Andernfalls wäre jede ihrer Beziehungen, jeder Arbeitsvertrag, den Sie unterschrieben haben, jeder Kauf und jeder ausgefüllte Lottoschein ein voller Erfolg gewesen.
     
  • Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Entscheidungen zu erklären. Gehen Sie nicht automatisch davon aus, dass die Patienten Ihnen aufmerksam zuhören, nur weil Sie Arzt sind.
     
  • Nennen Sie zuverlässige Quellen für Gesundheitsinformationen. „Hören Sie nur auf das, was ich Ihnen sage“ ist kein akzeptabler Rat. Geben Sie Ihren Patienten (Internet-)Adressen von nützlichen, seriösen und aktuellen Informationsquellen an die Hand.
     
  • Überdenken Sie Ihre eigenen Methoden der Gesundheitskommunikation. Vielleicht können Sie Ihren Patienten ja außerhalb der Dienstzeiten Informationen und Informationsquellen z.B. über Twitter oder Facebook vermitteln.
     
  • Bemühen Sie sich um mehr Zeit mit den Patienten. Alle aufgeführten Punkte erfordern ein Mehr an Zeit. Fünfzehn Minuten sind vielleicht genug Zeit, um auf die Toilette zu gehen und ein paar Texte zu verschicken, aber für echte Interaktionen und einen sinnvollen Informationsaustausch reichen sie nicht aus. Wenn die Patienten die Dauer und Interaktion mit ihren Gesundheitsdienstleistern als nicht befriedigend erleben, wenden sie sich zuhause eben ihren sozialen Netzwerken und anderen Quellen zu.
     
  • Ihr Rat ist einer von Vielen. Denken Sie daran, wenn Sie mit Ihren Patienten sprechen, dass Sie nur eine Stimme im Chor der Meinungen und fragwürdigen Gesundheitsinformationen sind. Sie muss sich daher mehr denn je hell und klar über die der anderen erheben.

 

Quelle:

Fake-News-Angriffe über Twitter: Russische Anti-Impf-Bots stiften Verwirrung – 10 Tipps, damit der Patient auf Ihren Rat hört - Medscape - 10. Okt 2018.