Diabetes-Prävention: Gesundheitsuntersuchung stärker nutzen, Stigmatisierung von Patienten vermeiden

In keinem Land Europas erkranken so viele Menschen an Diabetes wie in Deutschland. Im neuen Atlas der „International Diabetes Federation“ (IDF) wird die Zahl der Betroffenen hierzulande auf 9,5 Millionen geschätzt, darunter 4,5 Millionen mit bisher unerkannter Erkrankung. Die ermittelte Prävalenz hat sich damit binnen zwei Jahren um 25 Prozent erhöht. Im Zuge einer Pressekonferenz der Deutschen Diabetes-Hilfe rufen Experten zu konsequenter Früherkennung auf und warnen vor Stigmatisierung Betroffener.

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Bessere Diabetes-Früherkennung nötig

Um Diabetes und Vorstufen von Diabetes frühzeitig zu erkennen, appellieren die Experten auch an Hausärzte. Sie sollten die Gesundheitsuntersuchung Check-up verstärkt dafür nutzen. Zu der Untersuchung gehört auch die Bestimmung der Nüchternplasmaglukose-Werte. Viele anspruchsberechtige Patienten nehmen die Untersuchung jedoch nicht wahr. Belastungen ihres Budgets müssen Hausärzte durch intensiver nachgefragte Gesundheitsuntersuchungen nicht befürchten. Die Vergütung erfolgt extrabudgetär. Für die Abrechnung gibt es im EBM die GOP01732. Diese darf von allen zugelassenen Allgemeinmedizinern, Hausarztinternisten und praktisch tätigen Ärzten abgerechnet werden.

Diabetes nicht selbstverschuldet

Die Experten der Deutschen Diabetes-Hilfe beobachten mit Sorge, dass Typ-2-Diabetikern zunehmend Schuldgefühle vermittelt würden, weil sie die Krankheit durch Fehlernährung und Bewegungsmangel selbst verursacht hätten. In einer Umfrage mit 1500 Diabetikern aus dem Sommer fühlten sich immerhin 38 Prozent der Betroffenen stigmatisiert. Medizinische Daten machen jedoch deutlich, dass genetische und Umweltfaktoren eine große Rolle bei der Entstehung von Diabetes spielen. Die Erkrankung lässt sich durch eine Lebensstiländerung nur zu 30 bis 60 Prozent verhindern oder verzögern, also nicht für jeden Betroffenen und auch nicht für immer, so die Deutschen Diabetes-Hilfe. Experten vom Deutschen Diabetes Zentrum in Düsseldorf  weisen darauf hin, dass jeder fünfte Typ-2-Diabetiker zudem gar nicht übergewichtig sei.

 

Quellen:

Ärztezeitung online

International Diabetes Foundation

 

 

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