Ausbruch von Typ-1-Diabetes verzögert

Zum ersten Mal ist es Forschern gelungen, den Ausbruch von Typ-1-Diabetes deutlich zu verzögern – und zwar bei Hochrisikopersonen mittels einer immunmodulierenden Therapie. Dies eröffnet Chancen auf neue präventive Therapien für Risikopersonen.

Junge Frau mit Diabetes testet ihren Blutzucker

Ein einmaliger 14-tägiger Therapiezyklus mit dem monoklonalen Anti-CD3-Antikörper Teplizumab hat bei Hochrisikopersonen für Typ-1-Diabetes die Manifestation der Erkrankung im Schnitt um zwei Jahre verzögert. So lautet das Ergebnis einer öffentlich geförderten multinationalen Phase-II-Studie mit 76 Probanden. Die Studie der Präventionsarbeitsgruppe TrialNet der US-National Institutes of Health (NIH) ist bei der Tagung der US-Diabetesgesellschaft ADA vorgestellt und gleichzeitig publiziert worden (NEJM 2019; online 9. Juni).

Studienteilnehmer mit sehr hohem Diabetes-Risiko

Die Teilnehmer – knapp drei Viertel von ihnen waren Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre – hatten noch keinen manifesten Typ-1-Diabetes, aber ein sehr hohes Erkrankungsrisiko: Alle waren mit einem Typ-1-Diabetiker verwandt, hatten spezifische Autoantikörper und nach einem Glukosetoleranztest (oGTT) bereits einen gestörten Zuckerstoffwechsel. 44 Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip einer Teplizumab- und 32 einer Placebogruppe zugewiesen. Der Antikörper hemmt CD8+ T-Zellen, die offenbar eine wichtige Rolle in der Pathogenese von Typ-1-Diabetes spielen. Bei den Probanden wurden in Sechs-Monats-Abständen oGTTs vorgenommen. Primärer Endpunkt war die mediane Zeit bis zur Manifestation eines Typ-1-Diabetes. Ergebnis: Binnen sieben Jahren waren 72 Prozent der Placebo-Patienten erkrankt im Vergleich zu 43 Prozent in der Verumgruppe. In der Verumgruppe dauerte es dabei im Median 48,4 Monate bis zur Diabetes-Manifestation im Vergleich zu 24,4 Monaten in der Placebogruppe. Und schließlich erkrankten pro Jahr in der Verumgruppe im Schnitt 14,9 Prozent der Probanden, in der Placebogruppe waren es 35,9 Prozent. Als Nebenwirkungen wurde eine vorübergehende Lymphopenie beobachtet.

Typ-1-Diabetes eine Autoimmunerkrankung

Gut drei Monate nach Therapiebeginn hatte sich bei den Patienten die Lymphozytenzahl aber wieder normalisiert. Die Lymphopenie ging zudem nicht mit einer erhöhten Rate an Infektionen einher. Ein Teil der Verumpatienten bekam zudem einen ebenfalls vorübergehenden Hautausschlag. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Typ-1-Diabetes eine Autoimmunerkrankung ist, die wie andere solche Erkrankungen auch mit einer immunmodulierenden Therapie behandelt werden kann“, betont Dr. Carla Greenbaum vom Benaroya Research Institute in Seattle im US-Staat Washington in einer Mitteilung der ADA. Die Forscherin aus dem TrialNet-Team ergänzt: „Praktisch alle engen Verwandten von Typ-1-Diabetikern mit Nachweis mehrerer diabetes-spezifischer Antikörper haben bereits eine frühe asymptomatische Form von Typ-1-Diabetes. So wie wir den Blutdruck senken, um Infarkte zu vermeiden, können wir nach diesen Studienergebnissen künftig vielleicht Risikopersonen identifizieren und Typ-1-Diabetes behandeln, lange bevor Symptome auftreten.“

 

Quelle:

Ärztezeitung