Diabetes: erst das Herz, dann der HbA1c

Stellen Ärzt*innen einen Diabetes fest, rückt als erstes der Blutzuckerlangzeitwert in den Blick. Kein Wunder, ist der HbA1c-Wert doch ein Schlüsselwert für die Diagnose. Beim digitalen Diabetes-Kongress haben Expert*innen für eine neue Therapiestrategie bei Diabetes mellitus geworben. Sie lautet: kardiovaskuläres Risiko zuerst. So sollen Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Diabetes sowie Sterblichkeit reduziert werden.

Europäische Fachgesellschaften sind sich einig: Bei Menschen mit Diabetes gilt es, zuerst das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen zu ermitteln und zu behandeln. Den Autor*innen der aktuellen Leitlinie der ESC (European Society of Cardiology) und der EASD (European Association for the Study of Diabetes) zufolge bedeutet dieses Vorgehen einen grundlegen Wechsel im Denken und Handeln der behandelnden Medziner*innen. Patient*innen mit  bereits bestehender kardiovaskulärer Erkrankung oder mit einem hohen  Risiko für Bluthochdruck, Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit oder Arterioskerose  sollten mit SGLT-2-Inhibitor oder einen GLP-1-Rezeptoragonisten behandelt werden – und zwar unabhängig vom HbA1c-Basiswert und vom HbA1c-Zielwert. Diese werden erst in zweiter Linie betrachtet und, wenn erforderlich, mit weiteren Antidiabetika behandelt.

Empfehlung durch Studien abgesichert

Die entsprechende Leitlinienempfehlung hat die ESC mit der höchsten zu vergebenden Evidenzklasse I ausgesprochen. Die Empfehlung entstand vor dem Hintergrund insgesamt acht großer Interventionsstudien, die alle nicht nur die kardiovaskuläre Sicherheit von Wirkstoffen aus diesen beiden Substanzklassen bestätigt, sondern ihre Überlegenheit im Vergleich zu den in Kontrollgruppen verwendeten Medikamenten nachweisen konnten. Dennoch gab es unter Diabetolog*innen intensive Diskussionen. Europäische und amerikanische Leitlinienautor*innen veröffentlichten daraufhin ein gemeinsames Papier.

 

Quelle:

Ärztezeitung

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