Antibiotika bei Harnwegsinfekt: Verordnung durch Test besser steuern

Wann eine Harnwegsinfektion mit Antibiotika behandelt werden sollte, regeln unter anderem Behandlungsleitlinien. Für hausärztliche Praxen ist es nicht immer einfach, diese Leitlinien im Praxisalltag umzusetzen. Bei Patient*innen mit Symptomen eines akuten Harnwegsinfektes könnte in Zukunft vielleicht ein Test direkt in der Praxis (Point-of-Care-Test) die Entscheidung über die Verordnung von Antibiotika erleichtern.

Antibiotika-Resistenzen gleich in der Praxis abklären

Dänische Mediziner*innen arbeiten mit einem Testsystem, das sowohl die Menge der Bakterien im Urin abschätzen kann als auch die Resistenzlage gegen fünf der üblicherweise gegen Harnwegsinfektionen empfohlenen Antibiotika abklärt. Die Testauswertung erfolgt direkt in der Praxis. Dazu wird frischer Urin in eine Petrischale mit einem festen Nährmedium (Agarplatte) gegeben. Die Agarplatte enthält sechs Felder, fünf davon diejenigen Antibiotika, deren Wirksamkeit abgeklärt werden soll. Nach 16 bis 24 Stunden im Inkubator zeigt sich, ob und gegen welche Antibiotika die Erreger resistent sind.

Weniger Antibiotika verordnet

Auf dem internationalen Kongress der Allgemeinmediziner*innen berichteten Expert*innen von einer Studie, in der niedergelassenen Haus- und Frauenärzt*innen den Test im Praxisalltag erprobt haben. Vor dem Test verordneten die Ärzt*innen 34 Prozent der Patient*innen sofort ein Antibiotikum, 29 Prozent bekamen ein Bedarfsrezept. Nach dem Testergebnis änderte sich das Verschreibungsverhalten: Die begonnene Behandlung mit Antibiotika setzten die Mediziner*innen nur bei 17 Prozent der Patient*innen fort. Bei sechs Prozent setzten sie das Mittel ab, 42 Prozent gaben sie ein neues, zwölf Prozent erhielten ein Rezept für den Fall einer Verschlechterung und 22 Prozent überhaupt kein Antibiotikum.

 

Quelle:

Ärztezeitung online

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