Darmkrebs gilt unter Experten als eine Krebserkrankung, deren Ausbruch durch Vorsorgeuntersuchungen tatsächlich verhindert werden kann. Auch die Heilungschancen stehen sehr gut, wenn die Erkrankung im Frühstadium diagnostiziert wird: Die kritische Fünf-Jahres-Marke überleben dann 86 bis 97 von 100 Patient*innen. Immunologische Stuhltests in Kombination mit dem bewährten Verfahren der Darmspiegelung bieten viel Sicherheit bei der Früherkennung.
Stand: Oktober 2021
Die gute Nachricht: Früherkennungsuntersuchungen auf Darmkrebs zahlen sich aus – in Gesundheit und Lebenszeit. Das Robert Koch-Institut veröffentlichte im Februar 2017 ermutigende Zahlen – die Neuerkrankungsrate für Krebserkrankungen des Dickdarms und des Enddarms hat sich in Deutschland zwischen 2003 und 2013 insgesamt um etwa 16 Prozent verringert. Dennoch nutzen immer noch zu wenige Vorsorgeberechtigte in Deutschland die Möglichkeiten der Früherkennung.
Bei der Darmkrebsvorsorge bieten Labortests in Kombination mit dem bewährten Verfahren der Darmspiegelung noch mehr Sicherheit bei der Früherkennung. Wie jede Reihenuntersuchung richtet sich auch die Darmkrebs-Früherkennung an Personen, bei denen keine Hinweise auf Darmkrebs vorliegen. In diesen Untersuchungen sollen zum einen langsam wachsende, gutartige Darmpolypen erkannt werden, bevor sie bösartig werden. Zum anderen sollen Karzinome identifiziert werden, bevor sie Beschwerden bereiten und Metastasen bilden. So können insgesamt die Sterblichkeit und die Erkrankungshäufigkeit nebst ihren Folgekomplikationen gesenkt werden.
Untersuchungen zur Darmkrebsvorsorge stehen allen Versicherten ab 50 Jahren zu. Bis zum Alter von 54 Jahren können sie jährlich ihren Stuhl im Labor untersuchen lassen. Dazu nutzen Mediziner inzwischen moderene immunologische Stuhltests (iFOBT).
Ab 55 Jahren können Patienten sich zudem entscheiden, ob sie weiter alle zwei Jahre mit dem Stuhltest vorsorgen möchten oder eine Darmspiegelung wünschen. Diese wird bei unauffälligem Ergebnis nach zehn Jahren wiederholt. Wer sich erst ab dem Alter von 65 Jahren für eine Darmspiegelung entscheidet, dem erstatten die Krankenkassen insgesamt nur noch eine dieser Untersuchungen.
In jedem Fall bezahlt die Krankenkasse die Kosten einer Darmspiegelung, wenn der der Stuhltest ungewöhnliche Werte ergibt. Den iFOBT dürfen übrigens auch Hausärzte im Rahmen des Gesundheits-Check-ups anbieten – sofern die Patienten bereits 50 Jahre alt sind. Vorteil: Versicherte sparen sich einen zusätzlichen Vorsorgetermin.
Seit 2019 gilt zudem:
Anspruch auf zwei Früherkennungskoloskopien im Mindestabstand von zehn Jahren haben:
Wenn das Angebot erst ab dem Alter von 65 Jahren wahr genommen wird, besteht Anspruch auf eine Früherkennungskoloskopie.
Labortests auf verborgenes Blut im Stuhl stellen einen wichtigen Bestandteil der Darmkrebsfrüherkennung dar. Die für das bloße Auge unsichtbaren Blutspuren gelten als Warnhinweise für Gewebeveränderungen im Darm: Sie können sowohl durch Darmkrebs-Vorstufen (Polypen) als auch Gewebeveränderungen im Frühstadium einer Darmkrebserkrankung in den Stuhl gelangen.
Ärzte und Labormediziner fahnden mittels iFOBT (immunologischer Test auf okkultes Blut im Stuhl) nach verborgenen Blutspuren. Der Test nutzt spezifische Antikörper, die sich an den menschlichen Blutfarbstoff Hämoglobin binden. Studien haben gezeigt, dass der iFOBT auf diese Weise besonders treffsicher gesunde von darmkrebsgefährdeten Patienten unterscheiden kann. Dazu kommt: Patienten und Ärzte müssen kaum verfälschte Ergebnisse durch bestimmte Nahrungsmittel und Medikamente befürchten.
Neben dem von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlten immunologischen Stuhltest gibt es weitere Laborverfahren, die bösartige Gewebeveränderungen im Darm frühzeitig anhand von Stuhl- oder Blutproben erkennen können. Die Kosten für diese Untersuchungen müssen gesetzlich Versicherte jedoch selbst übernehmen.
Ob iFOBT, enzymatischer Stuhltest oder Bluttest auf Biomarker: Fällt das Testergebnis positiv aus, sollten Patienten unbedingt eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen. Bei dieser Untersuchung überprüft der Arzt nicht nur, ob im Darm tatsächlich auffälliges Gewebe wuchert. Er kann zudem bestimmte Krebsvorstufen – die ja ebenfalls durch den iFOBT angezeigt werden – gleich entfernen. Findet der Arzt verändertes Gewebe, wird er Proben entnehmen. Labormediziner untersuchen diese anschließend im Labor. So lässt sich feststellen, wie aggressiv die Krebszellen sind.
Damit die Darmkrebsfrüherkennung bestmögliche Ergebnisse erbringt, müssen die immunologischen Stuhltests eine Reihe von Qualitätsanforderungen erfüllen.
Der Test muss empfindlich genug sein, um mit nur einer Stuhlprobe sowohl fortgeschrittene Vorstufen von Darmkrebs (Adenome) als auch bestehende Krebsgeschwüre (Karzinome) entdecken zu können (Sensitivität). Statistisch gesehen müssen die Tests Krebsgeschwüre im Darm bei Adenome bei 90 Prozent aller erkrankten Patienten anzeigen können.
Dem Test muss ein Stuhlprobenentnahmesystem mit verständlicher Anleitung beiliegen. Versicherte müssen den Stuhl einfach und hygienisch aufnehmen können. Dazu gehören auch eine Stuhlauffanghilfe für die Toilette und ein Behälter, in dem die Probe mindestens fünf Tage bei Raumtemperatur unbeschadet lagern kann.
Studien müssen belegen, dass die immunologischen Tests alle Anforderungen erfüllen. Zudem prüfen unabhängige Gremien die Testverfahren, ob sie im Rahmen des Darmkrebsscreenings in den GKV-Leistungskatalog aufgenommen werden dürfen.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wie Darmspiegelungen und Stuhltests könnten 80 bis 90 Prozent der Erkrankungen verhindern, vermuten Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Auch die Epidemiologen des Robert Koch-Instituts bestätigen: Seit 2003 stellen Ärzte hierzulande diese Diagnose immer seltener. Da sich dieser Trend international nicht zeigt, führen Experten die Entwicklung auf das Darmkrebsscreening zurück. Und Studien belegen: Seit Einführung des Darmkrebsscreenings wurden etwa 180.000 Darmkrebsfälle verhütet. Bei über 40.000 Patienten fanden die Ärzte außerdem Tumoren frühzeitig – also in einem Stadium, in dem zumeist noch eine Heilung möglich ist.
Trotz der nachgewiesenen lebensrettenden Effekte der Darmkrebsvorsorge nutzen gesetzlich Versicherte die Angebote der gesetzlichen Krankenkassen immer noch zu wenig. Zahlen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland zufolge sorgten im Jahr 2014 nur jede siebte weibliche (15 Prozent) und nur etwa jeder neunte männliche Versicherte (11 Prozent) im Alter zwischen 55 und 74 Jahren mit einem Stuhltest vor. Die Teilnahmezahlen für die Darmspiegelung liegen noch einmal deutlich niedriger: Nur je knapp zwei Prozent der Männer und Frauen zwischen 55 und 74 Jahren ließen sich 2014 in präventiver Absicht koloskopieren. Die Folgen können fatal sein.
Das IPF rät allen gesetzlich Versicherten dazu, regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen.
Nach Angaben der Felix-Burda-Stiftung gehen insgesamt etwa 30 Prozent der Darmkrebserkrankungen auf ein familiäres Risiko zurück. Bei fünf bis acht Prozent der Menschen mit Darmkrebs lösen genetische Veränderungen die Erkrankung aus, bei 20 bis 25 Prozent der Betroffenen tritt der Darmkrebs in der Familie gehäuft auf. Für beide Gruppen gilt, dass die Patienten häufig deutlich vor der 50-Jahre-Altersgrenze für regelmäßige Vorsorge erkranken. Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn erhöhen die Darmkrebs-Gefahr.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten einer intensiveren Darmkrebsvorsorge, wenn in der Familie bereits Darmkrebs aufgetreten ist. Dann empfehlen Mediziner eine Darmspiegelung bereits zehn Jahre vor dem Alter, in dem bei einem Familienmitglied der Darmkrebs erstmals aufgetreten ist. Bei Verdacht auf erblich bedingten Darmkrebs bezahlen gesetzliche Kassen zudem häufigere Untersuchungen beim Spezialisten. Betroffene können bereits ab einem Alter von 25 Jahren eine Darmspiegelung durchführen und diese mindestens alle zehn Jahre wiederholen lassen.
Diese Faktoren erhöhen das Risiko für familiären Darmkrebs:
Quelle: Felix-Burda-Stiftung
Gibt die Familiengeschichte Hinweise auf erbliche Darmkrebserkrankungen, finden Betroffene Unterstützung und Hilfe bei humangenetischen Beratungsstellen oder bei auf familiären Darmkrebs spezialisiert Zentren – unabhängig davon, ob sie tatsächlich erkrankt oder gesund sind. Bei dringendem Verdacht besteht zudem die Möglichkeit, ein erbliches Darmkrebssyndrom in der Familie mit Hilfe molekulargenetischer Tests nachzuweisen. Die Analyse von DNA im Labor zeigt Genveränderungen an, die eine Darmkrebserkrankung wahrscheinlich machen. Durch frühzeitig einsetzende Vorsorge besteht die Chance, der Krebsgefahr wirksam zu begegnen.